Überfordert vom Ego - Worte am Weg Klettgauerbote

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Neben zu grossen «EGOs» und zu kleinen «egos» stehen die durchschnittlichen Egos.
Werner Näf,
Reden wir mal nicht von Egomanen und Egozentrikern, sondern vom einfachen Egoisten. Manchmal beschleicht mich der Gedanke, dass die ständigen Aufforderungen: «Sei dich selbst», «Finde dich selbst», «Mach, was dir dein Herz sagt» den Egoisten überfordert. Schliesslich sind wir im Bereich Ego schlecht ausgebildet, sind keine Egospezialisten - eben nur durchschnittliche Egoisten.

Am letzten Sonntag sind in Gächlingen 7 junge Leute konfirmiert worden. Sie haben ein Beziehungsnetz, in der Konfgruppe oder der Schulklasse, das wechselt, wenn die Lehre kommt. Was macht ein schlecht ausgebildeter Egoist mit einem Beziehungsnetz? Wie passt Egoismus mit Beziehung zusammen? Nicht nur als Konfirmandin oder Konfirmand kann man so fragen. Das Leben ist so kompliziert geworden, dass sogar einfache Dinge wie Egoismus knifflig sind.

Positiv in die Quere
Darum war ich erstaunt, dass uns bei der Konfvorbereitung ein altes Wort positiv in die Quere gekommen ist: Erlöser. Ein altes christliches Bekenntnis sagt: Jesus ist der Erlöser. Könnte man erlösen so definieren:
Distanz gewinnen mit der Hilfe von jemandem, der den Überblick hat?
Gelöst machen angesichts der übersteigerten Forderungen der Zeit?
Erlösen von der Schuld der Vergangenheit?
Hilft uns gewöhnlichen Egoisten das weiter?

Ich kann viel, das ist gut. Ich muss aber, erlöst, nicht alles können und machen. Was ich verpatzte, kann erlöst werden. «Euer Leben soll immer mehr von der unverdienten Liebe unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus bestimmt werden.» Ja, das ist ebenfalls eine Aufforderung – aber immerhin ist sie verbunden mit dem «Erlöser», der es verträgt, wenn es nicht gerät.

Werner Näf, Gächlingen, publiziert im Klettgauer Boten am 11.07.2020

































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