Gächlinger Kirche

Das markante Gebäude mit dem hohen Turm ist aus dem Dorfbild von Gächlingen nicht wegzudenken. Die Kirche wurde 1845 eingeweiht und ist seit 1925 im Besitz der politischen Gemeinde. Ein besonderer Blickfang sind die Kirchenfenster, die Franco Giacomel in leuchtenden Farben gestaltet hat.

Unten auf dieser Seite kann der ausführliche Kirchenführer heruntergeladen werden.
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Bild wird geladen...Sonntagmorgen Gächlingen (Foto: Werner Näf)
Bild wird geladen...Grillziit Kirchenwoche (Foto: Werner Näf)

Bau- und Renovationsgeschichte

Dem grossen Zuwachs der Bevölkerung – sie wuchs von 1801 bis 1838 von 705 auf 1092 Personen – vermochte die alte kleine Kirche je länger je weniger zu genügen.
Am 28. Februar 1843 wurden daher die Vorschläge für Bau und Finanzierung einer neuen Kirche anlässlich der Gemeindeversammlung genehmigt und eine Baukommission mit 12 Mitgliedern, davon 4 Gemeinderäte, bestimmt.
Am 25. Juli 1843 wurde die Platzfrage entschieden und hinter dem Uetterli (das ist der heutige Platz von Kirche und Friedhof) für je 170 Gulden 9 Vierling (zu ca. 7 Aren, also total 63 Aren) Land gekauft.
Die Pläne für die neue Kirche wurden von Heinrich Gasser, Zimmermeister in Hallau, erstellt. Er war zusammen mit Joseph Speissegger, Maurermeister von Wil, hauptbeteiligter Handwerker am Bau.
Die Kanzel erstellte Georg Wanner aus Schleitheim, die Turmuhr stammt von Ulrich Mäder aus Andelfingen. Letztere und vier neue Glocken konnten dank der vielen Beiträge an Geld und Baumaterialien von den Nachbargemeinden vorzeitig – auf das Einweihungsfest hin – beschafft werden. Auch der Friedof wurde südlich der Kirche neu angelegt.
Drei der vier Tragsäulen der Emporen – die hinteren zwei sind jetzt noch sichtbar – stammen aus dem Zunfthaus zum Rüden in Schaffhausen, die vierte wurde von Steinmetz Hauser für acht Brabanter Taler genau nach den Massen der drei andern neu angefertigt.
Die neue Kirche wurde am 12. Oktober 1845 vom damaligen Ortspfarrer Johann Konrad Metzger eingeweiht.

Umbauten und Renovationen
1924/25 erfolgte eine umfassende Innenrenovation. Damals wurde die Sitzordnung umgestellt. Vorher befand sich die Kanzel an der Nordwand vor dem Turm, und die Zuhörer waren darauf hin ausgerichtet. Damals entstand auch die heute noch bestehende, sehr schöne Holzdecke als Ersatz der defekten Gipsdecke. Die Räume unter beiden Emporen wurden durch Wände vom Kirchenraum abgetrennt. Auch die putzigen Häuschen der 4 Windfänge wurden bei dieser Gelegenheit in die Kirche gestellt.
Damals wurde die Kirche samt Glocken, Turmuhr und Orgel Eigentum der politischen Gemeinde, während das Pfarrhaus und die Abendmahlsgerätschaften ins Eigentum der Kirchgemeinde übergingen.
Spätere Renovationen beinhalteten:
• 1931 neues Dach und neue Turmuhr.
• 1937 eine neue Heizung (unter der Westempore). Diese wurde vor ein paar Jahren umgestellt auf Fernheizung. Die Wärme liefert die Vögeli AG, welche auch das Feuerwehr-Magazin, den Werkhof und verschiedene Privatbezüger mit Wärme versorgt.
• 1964 Aussenrenovation.
• 1974/75 gründliche Innenrenovation. Anlässlich dieser Renovation wurden der Tonboden eingebaut, die Kanzel erneuert und verkleinert und die Kirchenbänke neu erstellt. Am 28. März 1976 wurde die neu renovierte Kirche eingeweiht.

Die Glocken
Die vier Gächlinger Glocken wurden von Columban Schnitzer aus Birkendorf gegossen. Über Columban Schnitzer ist bekannt, dass er sein Handwerk in Blasiwald erlernte und nach der damals üblichen „Walz“ in Birkendorf seine Werkstatt eröffnete. Er goss über 70 Glocken, hauptsächlich für katholische Kirchen im Schwarzwald. Die Gächlinger Glocken sind die einzigen für eine reformierte Kirche und die einzigen, die ins Ausland gingen. Columban Schnitzer starb 1901 in Zürich und ist in Birkendorf begraben.

Die vier Glocken tragen folgende Inschriften:
• Die Erste, Grösste:
Mit starker Stimme rufe ich zum Tempel Gottes feierlich.
• Die Zweite:
Ich rufe frühe, rufe spät
die Jung und Alten zum Gebet.
• Die Dritte:
Der Schall von meiner Stimme ruft den toten Leib in seine Gruft.
• Die Vierte:
Ich wurde im Jahre 1845 zum Guss befördert durch freiwillige Bei-träge einiger Bürger hiesiger Gemeinde.

Diese kleinste Glocke wurde um 1900 ins Gemeindehaus-Türmchen gehängt, wo sie sich heute noch befindet.

Die Fenster

Die grossflächigen Fenster in leuchtenden Farben sind seit 1976/78 ein besonderer Blickfang in der Gächlinger Kirche.

Die Fenster wurden in zwei Etappen eingebaut:
• 1976 die südlichen
• 1978 die nördlichen.
Der Anstoss für den Einbau von schön verglasten Fenstern kam von den Spendern, den Brüdern Hans und Alfred Müller, und Baureferenten Jakob Rüedi.
Die Motive wurden angeregt von Werner-Konrad Jaggi, Konservator des Landesmuseums Zürich und ein Freund des Glasmalers Franco Giacomel, jedoch von Giacomel eigenständig gestaltet. Franco Giacomel ist 1943 in Costagnale, Provinz Treviso, Region Veneto (Italien) geboren und absolvierte später eine Fachschule für Glasmalerei und eine Zeichenschule. Nach längeren Wanderjahren heiratete er eine Zürcherin und wurde in Zürich selbständiger Glasmaler.
Die südlichen Fenster enthalten Motive aus dem Johannes-Evangelium, die nördlichen solche aus dem Lukas-Evangelium. Die Grundfarbe der Johannes-Fenster ist blau, diejenige der Lukas-Fenster ocker.

Die Orgel

Die erste Orgel, Vorgängerin der heutigen, wurde 1872 durch die Firma G. Wacker, Basel, eingebaut. Ein Teil des Orgelprospekts hängt an der Rückwand der Empore. Nach einem Wasserschaden und dem fortgeschrittenen Wurmfrass war sie am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Sie hatte 1901 und 1946 Veränderungen und Ergänzungen mit zusätzlichen Registern erfahren.
Die heutige Orgel wurde durch den Orgelbauer Kuhn in Männedorf im Jahre 1980 als letztes sichtbares Stück der heutigen Ausstattung der Kirche erstellt. Sie ist zweimanualig und umfasst 18 Register. Dank einer grosszügigen Schenkung der Ehrenbürger Alfred und Erna Müller-Hodel war diese Ausstattung der Orgel überhaupt möglich.

Die Orgel wurde auf das 200-Jahr-Jubiläum 2006 hin total renoviert. Der Organist Peter Leu von der Stadtkirche St. Johann in Schaffhausen konzertierte damit auf brillante Art und Weise ziemlich genau 25 Jahre nach der ersten Einweihung und zeigte damit das Potential dieser ungewöhnlichen Dorforgel auf, die unter Fachleuten für ihre herausragende Qualität bekannt ist.

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