Geschichtliches zur Orgel

Bild wird geladen...Orgelpfeifen (Foto: Kirchenweb Bilder)

Wissenswertes in Kürze

3.Jh v. Chr.:
Die Gattin des Ktesibios von Alexandria konstruiert die erste bekannte Orgel – nach dem Vorbild der Panflöte mit einem hydraulischen Antrieb (mit Hilfe von Wasser wird Winddruck erzeugt – organon hydraulis).
Auch der berühmte Archimedes von Syrakus soll sich mit der Konstruktion von Orgeln befasst haben.
Der babylonische Talmud erwähnt die magrepha, ein orgelartiges Instrument (bAr 10b, 11a; bTam 33a).
Das Instrument wird im Theater und Zirkus sowie bei öffentlichen Orgelwettspielen eingesetzt, dann auch im römischen Militär, bei Gladiatoren-kämpfen und am Kaiserhof.

Aus dem 2.Jh. n. Chr.
ist die erste Orgel mit Blasebälgen bekannt.

Die Kirchenväter lehnen Instrumentalmusik im Gottesdienst ab. Die Orgel gilt als heidnisches Instrument und Musiker müssen gemäss Justinus vor der Taufe den Beruf wechseln. Das Konzil von Arles (314) exkommuniziert alle Schauspieler und Theaterleute, denen auch die Organisten zugerechnet wurden!

410
erlischt mit dem Untergang des weströmischen Reiches der Orgelbau in Europa.
Die byzantinische Kultur verwendet die Orgel am kaiserlichen Hof und in öffentlichen Zeremonien weiter – an ihrer Technik ändert sich nichts. In Syrien ist sie als Strassenmusikinsturment verbreitet.

757
erhält der Frankenkönig Pipin III. der Kleine vom byzantinischen Kaiser Konstantin V. Kopronymos eine Orgel geschenkt.
Sie wurde in der Kirche von Compiègne an der Oise aufgestellt. Ein Priester namens Georg von Venedig, der den byzantinischen Orgelbau kannte, muss das Instrument pflegen und nachbauen. Die Einführung in den christlichen Gottesdienst beginnt.

811
gelangt ein weiteres Instrument als Geschenk des byzantinischen Kaisers Michael I. Rhangabe an den Hof Karls des Grossen, der sie im Dom zu Achen aufstellen lässt. Die Karolinger führen ihren allgemeinen Gebrauch im Gottesdienst ein.
So kommt ab dem 8. Jh. der Orgelbau nach Europa zurück und wird am fränkischen Hof, sowie im alemannisch–bairischen Raum gefördert.
Kleine, tragbare Orgeln (Portativ) werden auch von Spielleuten eingesetzt und bei Prozessionen verwendet.

10. Jh.:
Der Mönch Wulfstan schreibt von der Orgel in der Kathedrale von Winchester (GB): «… die Musik ihrer Pfeifen ist in der ganzen Stadt zu hören und ihr geflügelter Ruhm eilt durch das ganze Land.»
In dieser Zeit ist die Verwendung der «Königin der Instrumente» im Gottesdienst schon fest verankert.

12./13. Jh.:
Die chromatische Tastatur (mit Halbtönen) entsteht. Parallel zur Entwicklung der polyphonen Musik muss die Orgel immer vielfältigere Aufgaben übernehmen.

Vom 14.–16. Jh.
wird die Orgel technisch wesentlich weiterentwickelt. Die Aufteilung in verschiedene Werke und Register stammt aus dieser Zeit. Verschiedene nationale Stile prägen sich aus.
Die älteste spielbare Orgel der Welt in der Basilika von Schloss Valère in Sion enthält mittelalterlich geprägte Werke, die um 1400 geschaffen wurden.

16.Jh.
Die Reformationszeit ist nicht nur bilder–, sondern auch musikfeindlich. Viele schöne Instrumente in den Kirchen werden zerstört, im besseren Fall stillgelegt.

1529
Die Reformation in Schaffhausen verbannt die Orgel auch bei uns aus den Kirchen – auch in Beringen

Aber das 17. und das 18.Jh.
werden zur Blütezeit der Orgelmusik (Bach, Buxtehude, Pachelbel; Gabrieli, Frescobaldi; Couperin) und des Orgelbaus.

Im 19. Jh.
lehnt die Romantik die Orgel mehr und mehr an den Charakter eines Orchesters an.
Mit der Industrialisierung trennt sich der Beruf des Pfeifenmachers von dem des Orgelbauers.

An der Wende zum 20. Jh.
besinnt man sich wieder stärker auf die Besonderheiten und Eigenheiten der Orgel. Die Kunst des Orgelbaus wird – angeregt u.a. durch Albert Schweitzer – in Rückbesinnung auf die Entwicklungen der Barockzeit – erneuert.

Die pneumatische Traktur (Übertragung des Tastendrucks zur Pfeife), welche um die Jahrhundertwende entwickelt wurde, bewährt sich nicht. Die Orgelbauer kehren zur mechanischen Traktur zurück.