Morgen-, Mittags- und Abendlob

Morgens und abends feiern wir im Chor der Münsterkirche je eine halbe Stunde die Laudes, das Morgenlob, und die Versper, das Abendlob. Es umfasst in benediktinischer Tradition vier Psalmen und ein Lied aus dem Neuen Testament, einen Hymnus und eine Lesung sowie Stille und Gebet, alles in deutschem Sprechgesang.

Das Mittagslob ist ein kurzes Innehalten zum Höchststand der Sonne vor dem Mittagessen. Stille, die kurzen Wallfahrtspsalmen und die Lesungen aus dem ersten Johannesbrief charakterisieren die etwa zehn Minuten dauernde Feier.

Sie sind herzlich willkommen, mitzusingen oder auch einfach nur die Stimmung zu geniessen! Die Morgen- und Abendgebete finden in der Regel täglich statt ausser während der Schulferien. Ausnahmsweise können aus terminlichen Gründen einzelne Tagzeitgebete ausfallen. Mittagsgebete finden bisweilen statt. Nachstehend finden Sie die aktuellen Daten für die kommenden Tage.

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Hintergrund und Geschichte des Gotteslobs der Tagzeitengebete

Das Gotteslob ist ein ganz konkretes Tun. «Gut ist es, unserem Gott zu singen, schön ist es, ein Loblied anzustimmen.» Im Psalm 144 heisst es, gut (tov) und נָאוָ ָ֥ה nā-wāh schön, lieblich, passend, sei es, Gott zu loben.

Das dreimalige Gebet zu den markantesten Momenten des Sonnenstandes gehört zu den religiösen Pflichten der jüdisch-christlichen Tradition. Man geht davon aus, dass schon die Urchristen täglich zu Sonnenaufgang, Sonnenhöchststand und Sonnenuntergang jeweils ein Gebet praktizierten, das sie aus der jüdischen Tradition
übernommen und „getauft“ haben. Diese Gebetszeiten waren für jeden einigermassen frommen Menschen verbindlich oder selbstverständlich und wurden in den entstehenden Gemeinden
gemeinsam gefeiert. Die überlieferten Psalmen und neu komponierte Hymnen machten dabei den Hauptteil der Gebetszeiten aus.

Bekannt ist diese Praxis aus dem Islam, wo die fünf täglichen Gebete allgemein verbindlich gehalten werden. In vielerlei Hinsicht stellt der Islam ein konzentriertes und reformiertes Christentum dar.
Interessant, dass die Gebetspraxis dabei so wichtig war, dass sie es unter die fünf wichtigsten Themen – die fünf Säulen des Islam – schaffte!

Das aufkommende Mönchtum in Ägypten und später in Europa haben in diese Tagzeiten die Rezitation (meditative Lesung) des Psalters gefügt. Der Psalter als Spiegel des menschlichen Herzens, wie Johannes Calvin ihn nennt, sollte täglich oder zumindest innerhalb einer Woche vollständig durchmeditiert werden.

Daraus entstand das benediktinische Antiphonale, welche die 150 biblischen Psalmen je einer Gebetszeit zuordnet und mit einem Kehrvers versieht. Dieser Kehrvers verortet den Psalm im Kirchenjahr und gibt so etwas wie ein Leitmotiv für die persönliche Meditation
des Psalmes.

In dieser Praxis standen die Mönche, welche im Jahre 1049 hier von den Nellenburgern angesiedelt wurden, um an der Umladestation des Rhein-Handels einen Konvent zu gründen und ein Kloster von
überregionalem Rang aufzubauen. An dieses immerwährende Gotteslob der Gründer Schaffhausens knüpfen wir heute noch an.