250 Jahre eidgenössisch
Wie Ramsen vor einem Vierteljahrtausend zur Schweiz kam.
Mehr als 200 Jahre lang war Ramsen Streitobjekt zwischen dem österreichischen Kaiserhaus und der Stadt Stein am Rhein, die mit Zürich verbunden war. Österreich war Landesherr, Stein am Rhein hatte die sogenannten niederen Rechten, die es den Herren von Klingenberg abgekauft hatte.
Damit waren die Rechte über Ramsen aufgeteilt auf zwei verschiedene Staatsgebilde mit unterschiedlicher Konfession und mit unterschiedlichen Interessen. Das österreichische Kaiserhaus war katholisch, die eidgenössischen Städte Stein am Rhein und Zürich waren reformiert.
Der österreichische Landesherr schützte und förderte die Katholiken. Die Reformierten dagegen waren nur geduldet und durften sich in Ramsen nicht versammeln.
Neuer Landesherr
1770 gelang es Zürich, das österreichische Kaiserhaus zum Verkauf der Landesherrschaft zu bewegen. Zürich musste für Ramsen und für Dörflingen 150'000 Gulden bezahlen, was dem Wert von rund 3'000 Kühen entsprach.
Österreich hatte Zürich das Versprechen abgenommen, die katholische Religion als dominierende zu erhalten und den Katholiken freie Religionsausübung zu gewähren und sie gleich zu behandeln wie die Reformierten. Da sich Zürich daran hielt, veränderte sich vorerst nicht viel.
Erst von 1796 an – also erst ein Vierteljahrhundert nach dem Herrschaftswechsel – konnten die Reformierten im damaligen Bethaus, der heutigen Kirche, ein Mal im Monat Gottesdienst feiern. Und erst seit 1809 darf man in Ramsen reformiert taufen und trauen und das Abendmahl feiern. Daran erinnert die Jahreszahl auf dem Taufstein.
Auf Nächstenliebe verpflichtet
Wie damals üblich musste Ramsen nach dem Wechsel zum neuen Landesherrn Zürich der Limmatstadt Treue versprechen. Diese Zeremonie wurde geleitet von Johann Heinrich von Ott, demjenigen Mann, dem es gelungen war, den Kaufvertrag mit Österreich auszuhandeln.
Im Namen Zürichs forderte er von den Ramsern unter anderem: Liebt einander und gönnt einander Gutes. Schaut eure Gemeinde als eine einzige Haushaltung an, in der jeder dazu verpflichtet ist, den Nutzen des andern zu fördern wie seinen eigenen. Lasst euch als Reformierte und Katholiken nicht dazu hinreissen, einander mit eifersüchtigen und verächtlichen Augen anzuschauen oder gar einander am Feiern eurer Gottesdienste zu hindern. Denkt daran, dass ihr dem gleichen Gott dient und dass es nicht in eurer Macht steht, Herzen zu lenken. Allein der ewige Gott kann Herzen erleuchten und beurteilen.
Weltweite Gültigkeit
Hinter diesen Worten leuchtet die Antwort Jesu auf die Frage nach dem höchsten Gebot auf: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (Matthäus 22,37.39)
Sowohl Johann Heinrich von Otts Worte als auch die Worte Jesu sind heute noch genauso bedenkenswert und herausfordernd wie damals und haben weltweite Gültigkeit.
Pfr. Urs Wegmüller
Mehr als 200 Jahre lang war Ramsen Streitobjekt zwischen dem österreichischen Kaiserhaus und der Stadt Stein am Rhein, die mit Zürich verbunden war. Österreich war Landesherr, Stein am Rhein hatte die sogenannten niederen Rechten, die es den Herren von Klingenberg abgekauft hatte.
Damit waren die Rechte über Ramsen aufgeteilt auf zwei verschiedene Staatsgebilde mit unterschiedlicher Konfession und mit unterschiedlichen Interessen. Das österreichische Kaiserhaus war katholisch, die eidgenössischen Städte Stein am Rhein und Zürich waren reformiert.
Der österreichische Landesherr schützte und förderte die Katholiken. Die Reformierten dagegen waren nur geduldet und durften sich in Ramsen nicht versammeln.
Neuer Landesherr
1770 gelang es Zürich, das österreichische Kaiserhaus zum Verkauf der Landesherrschaft zu bewegen. Zürich musste für Ramsen und für Dörflingen 150'000 Gulden bezahlen, was dem Wert von rund 3'000 Kühen entsprach.
Österreich hatte Zürich das Versprechen abgenommen, die katholische Religion als dominierende zu erhalten und den Katholiken freie Religionsausübung zu gewähren und sie gleich zu behandeln wie die Reformierten. Da sich Zürich daran hielt, veränderte sich vorerst nicht viel.
Erst von 1796 an – also erst ein Vierteljahrhundert nach dem Herrschaftswechsel – konnten die Reformierten im damaligen Bethaus, der heutigen Kirche, ein Mal im Monat Gottesdienst feiern. Und erst seit 1809 darf man in Ramsen reformiert taufen und trauen und das Abendmahl feiern. Daran erinnert die Jahreszahl auf dem Taufstein.
Auf Nächstenliebe verpflichtet
Wie damals üblich musste Ramsen nach dem Wechsel zum neuen Landesherrn Zürich der Limmatstadt Treue versprechen. Diese Zeremonie wurde geleitet von Johann Heinrich von Ott, demjenigen Mann, dem es gelungen war, den Kaufvertrag mit Österreich auszuhandeln.
Im Namen Zürichs forderte er von den Ramsern unter anderem: Liebt einander und gönnt einander Gutes. Schaut eure Gemeinde als eine einzige Haushaltung an, in der jeder dazu verpflichtet ist, den Nutzen des andern zu fördern wie seinen eigenen. Lasst euch als Reformierte und Katholiken nicht dazu hinreissen, einander mit eifersüchtigen und verächtlichen Augen anzuschauen oder gar einander am Feiern eurer Gottesdienste zu hindern. Denkt daran, dass ihr dem gleichen Gott dient und dass es nicht in eurer Macht steht, Herzen zu lenken. Allein der ewige Gott kann Herzen erleuchten und beurteilen.
Weltweite Gültigkeit
Hinter diesen Worten leuchtet die Antwort Jesu auf die Frage nach dem höchsten Gebot auf: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (Matthäus 22,37.39)
Sowohl Johann Heinrich von Otts Worte als auch die Worte Jesu sind heute noch genauso bedenkenswert und herausfordernd wie damals und haben weltweite Gültigkeit.
Pfr. Urs Wegmüller