Glaubensaufbruch
Als David Spleiss Pfarrer in Buch war, geschah eine geistliche Erweckung im Hegau-Dorf.
«Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, das man nicht wissen werde.» Über dieses Wort Jesu hatte David Spleiss am Sonntag, den 23. April 1818, zu predigen. Bei der Vorbereitung wurde er vom Ernst dieses Bibelwortes erschüttert. So suchte er Zuflucht im Gebet. Dadurch gestärkt stieg er dann auf die Kanzel. Nach dem Gottesdienst war er selbst tief ergriffen. Er spürte, dass eine Kraft von ihm ausgegangen war. Zu seiner Frau Friederike sagte er: «Jetzt ist dem Fass der Boden ausgedrückt!»
Herzensveränderung
In der Nähe des Pfarrhauses wohnte eine Frau, die jeweils die Konfirmandinnen nach dem Unterricht fragte, was sie gehört hätten und dann mit ihnen zusammen ein Lied sang – so auch an diesem Sonntag-Abend. Dieses Mal mündete das Gespräch in ein freies Gebet. Eine Nachbarin, die dies hörte, bedauerte, dass sie nicht auch so beten konnte. Am nächsten Morgen konnte auch sie von Herzen frei beten. Als sie das Frühstück zubereitete, war es ihr, als sähe sie einen hellen Schein um sich herum. Sie fühlte sich ergriffen vom Bedürfnis, ihren alten sündigen Menschen abzulegen und begann mit den Händen schnelle Bewegungen zu machen, wie wenn sie Schmutz von ihren Kleidern abstreifen wollte. Als ihr Mann dies sah, dachte er, sie sei wahnsinnig geworden. Sie antworte ihm aber mit klaren Worten: «Mir ist Gnade von Gott widerfahren, bete und freue dich mit mir!»
In den folgenden Tagen, in denen Pfarrer Spleiss in Schaffhausen weilte, versammelten sich seine Gemeindeglieder in den Häusern, um miteinander zu singen und zu beten. Dabei wurde bald der eine, bald der andere vom Gefühl ergriffen, unwürdig vor Gott zu sein. Dieses Gefühl löste sich dann und ging in die Erfahrung des Friedens und der Gnade über. Die so vom Heiligen Geist Erweckten stimmten das Lob des barmherzigen Gottes an.
Unterschiedliche Reaktionen
Ein Mann aus der Gemeinde, der die Erweckten verspottete, wollte sie bei der Regierung in Schaffhausen schlecht machen. In der Nacht war es ihm, als hörte er in seinem Herzen die Worte «Saul, Saul, was verfolgst du mich?» Nach einer bang durchwachten Nacht bat er die Verspotteten um Vergebung und um ihr Gebet.
In einer Zeit, in der in den Kirchen vielfach blosse Moral oder geistlose theologische Lehrsätze gepredigt wurden – wie beispielsweise der angesehene Johann Georg Müller kritisierte – wurden Leute von ausserhalb des Dorfes von den persönlichen Glaubenserfahrungen der Bucherinnen und Bucher angezogen. Dieser letztlich unkontrollierbare Aufbruch im christlichen Glauben löste aber auch Angst, Unverständnis und Wut aus. Gegner verurteilten ihn als gefährliche Schwärmerei. Die Behörden mahnten zur Mässigung.
Tiefgehende persönliche Glaubenserfahrungen blieben nicht auf Buch mit seinem lebhaften Pfarrer beschränkt. Auch in Beggingen mit seinem ruhigen Pfarrer erlebten Menschen Gott und sein Wirken auf besondere Weise. Von dort strahlte die geistliche Erneuerungsbewegung aus nach Schleitheim, Merishausen, Hemmental und Siblingen.
Tätige Nächstenliebe
Pfarrer Spleiss schärfte den Erweckten ein, dass das Wirken des Heiligen Geistes auch zu den Früchten der Liebe, der Freundlichkeit, der Geduld und der Rechtschaffenheit führen müsse. Dies war am Anfang deutlich spürbar im Zusammenleben in Buch: Streit und Zank, Fluchen und Schwören verschwanden, auch bei den Nichterweckten. Die Leute gingen in Frieden und mit Freude zur Feldarbeit und arbeiteten fleissig.
Auf Anregung ihres Pfarrers nahmen erweckte Familien in Buch arme und verwahrloste Kinder aus Schaffhausen auf. Später errichtete dann Pfarrer Spleiss zusammen mit andern eine Rettungsherberge für solche Kinder im Pfarrhaus. Als der Platz zu klein geworden war, baute man die Anstalt «Zum Friedeck». Sie bestand 140 Jahre bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts.
Pfr. Urs Wegmüller
«Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, das man nicht wissen werde.» Über dieses Wort Jesu hatte David Spleiss am Sonntag, den 23. April 1818, zu predigen. Bei der Vorbereitung wurde er vom Ernst dieses Bibelwortes erschüttert. So suchte er Zuflucht im Gebet. Dadurch gestärkt stieg er dann auf die Kanzel. Nach dem Gottesdienst war er selbst tief ergriffen. Er spürte, dass eine Kraft von ihm ausgegangen war. Zu seiner Frau Friederike sagte er: «Jetzt ist dem Fass der Boden ausgedrückt!»
Herzensveränderung
In der Nähe des Pfarrhauses wohnte eine Frau, die jeweils die Konfirmandinnen nach dem Unterricht fragte, was sie gehört hätten und dann mit ihnen zusammen ein Lied sang – so auch an diesem Sonntag-Abend. Dieses Mal mündete das Gespräch in ein freies Gebet. Eine Nachbarin, die dies hörte, bedauerte, dass sie nicht auch so beten konnte. Am nächsten Morgen konnte auch sie von Herzen frei beten. Als sie das Frühstück zubereitete, war es ihr, als sähe sie einen hellen Schein um sich herum. Sie fühlte sich ergriffen vom Bedürfnis, ihren alten sündigen Menschen abzulegen und begann mit den Händen schnelle Bewegungen zu machen, wie wenn sie Schmutz von ihren Kleidern abstreifen wollte. Als ihr Mann dies sah, dachte er, sie sei wahnsinnig geworden. Sie antworte ihm aber mit klaren Worten: «Mir ist Gnade von Gott widerfahren, bete und freue dich mit mir!»
In den folgenden Tagen, in denen Pfarrer Spleiss in Schaffhausen weilte, versammelten sich seine Gemeindeglieder in den Häusern, um miteinander zu singen und zu beten. Dabei wurde bald der eine, bald der andere vom Gefühl ergriffen, unwürdig vor Gott zu sein. Dieses Gefühl löste sich dann und ging in die Erfahrung des Friedens und der Gnade über. Die so vom Heiligen Geist Erweckten stimmten das Lob des barmherzigen Gottes an.
Unterschiedliche Reaktionen
Ein Mann aus der Gemeinde, der die Erweckten verspottete, wollte sie bei der Regierung in Schaffhausen schlecht machen. In der Nacht war es ihm, als hörte er in seinem Herzen die Worte «Saul, Saul, was verfolgst du mich?» Nach einer bang durchwachten Nacht bat er die Verspotteten um Vergebung und um ihr Gebet.
In einer Zeit, in der in den Kirchen vielfach blosse Moral oder geistlose theologische Lehrsätze gepredigt wurden – wie beispielsweise der angesehene Johann Georg Müller kritisierte – wurden Leute von ausserhalb des Dorfes von den persönlichen Glaubenserfahrungen der Bucherinnen und Bucher angezogen. Dieser letztlich unkontrollierbare Aufbruch im christlichen Glauben löste aber auch Angst, Unverständnis und Wut aus. Gegner verurteilten ihn als gefährliche Schwärmerei. Die Behörden mahnten zur Mässigung.
Tiefgehende persönliche Glaubenserfahrungen blieben nicht auf Buch mit seinem lebhaften Pfarrer beschränkt. Auch in Beggingen mit seinem ruhigen Pfarrer erlebten Menschen Gott und sein Wirken auf besondere Weise. Von dort strahlte die geistliche Erneuerungsbewegung aus nach Schleitheim, Merishausen, Hemmental und Siblingen.
Tätige Nächstenliebe
Pfarrer Spleiss schärfte den Erweckten ein, dass das Wirken des Heiligen Geistes auch zu den Früchten der Liebe, der Freundlichkeit, der Geduld und der Rechtschaffenheit führen müsse. Dies war am Anfang deutlich spürbar im Zusammenleben in Buch: Streit und Zank, Fluchen und Schwören verschwanden, auch bei den Nichterweckten. Die Leute gingen in Frieden und mit Freude zur Feldarbeit und arbeiteten fleissig.
Auf Anregung ihres Pfarrers nahmen erweckte Familien in Buch arme und verwahrloste Kinder aus Schaffhausen auf. Später errichtete dann Pfarrer Spleiss zusammen mit andern eine Rettungsherberge für solche Kinder im Pfarrhaus. Als der Platz zu klein geworden war, baute man die Anstalt «Zum Friedeck». Sie bestand 140 Jahre bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts.
Pfr. Urs Wegmüller