Die Politik mit den Zöllen - Bibel einfach erklärt

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Peter Vogelsanger (Foto: SN Bibelkolumne)
Die biblische Erzählung von Zachäus mündet im Ausspruch von Jesus: "der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist". Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Und nicht die aufrichtigen Menschen in ihren korrekten Lebensläufen sind auf Vergebung und Versöhnung angewiesen. Gott streckt jedem Menschen die Hand zum Neuanfang zu. Aber nicht jeder nimmt das Angebot an.
LUKAS, KAPITEL 19, VERS 8:
«Zachäus aber trat vor die Leute und sprach zu Jesus: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.»

Nein, erfunden hat der amerikanische Präsident die Zölle nicht. Von den Zöllen lesen wir schon in der Bibel. Dabei gibt es manche überraschende Parallelen. Die Zölle dienten auch damals der Staatskasse. Nur war es damals der römische Staat, der ziemlich aggressiv seine Länder zu vergrössern versuchte und gewinnbringend in den neuen Provinzen investierte. Die Zölle wurden an Stadttoren, Brücken, Zugängen zu Märkten usw. erhoben. Zu diesem Zweck stellte die römische Besatzungsmacht Einheimische mit lokalen Sprachkenntnissen an. Man kann sich vorstellen, wie verhasst diese Kollaborateure im Volk waren. Sie wurden aber von den Legionären geschützt und konnten von den Zöllen viel für sich selber abzweigen. Einer dieser Oberzöllner ist uns namentlich überliefert: Zachäus. Die Bevölkerung liess ihn ihre Abneigung und Verachtung spüren.
Nicht so aber Gott. Als Jesus und seine Freunde durch die Stadt reisten, liess Gott Zachäus seine Liebe spüren. Gott liebt den reuigen Sünder. Jesus sprach den Mann an und wünschte, bei ihm Gast sein zu dürfen. Wir würden erwarten, dass Jesus dem Zöllner seine Bedingungen aufgezwungen hätte. Oder ihn zumindest zur Rede gestellt hätte. Aber nichts dergleichen geschah. Das gefiel den Leuten in Jericho überhaupt nicht. Zachäus, der Oberzöllner, verstand aber den göttlichen Wink. Er versprach, das ergaunerte Geld zurückzuerstatten und somit seine Kollaboration mit dem Feind aufzugeben. Laut einer frühchristlichen Tradition schloss er sich dem Jesuskreis an und wurde später sogar Bischof. Ob sich der heutige "Oberzöllner" ein Beispiel an Zachäus nehmen wird?

Peter Vogelsanger, reformierter Pfarrer in Herblingen
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