Verantwortliches Handeln mit Blick auf Gott - Bibel einfach erklärt (SN)

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Klaus Gross, christkatholischer Pfarrer (Foto: Doris Brodbeck)
Es ist gut, dass es Menschen gibt, die auf Unrecht aufmerksam machen, Gerechtigkeit einfordern und dafür einstehen.
Damals wie heute.
MALEACHI 3, VERS 20
«Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen und ihre Flügel bringen Heilung. Ihr werdet hinausgehen und Freudensprünge machen wie Kälber, die aus dem Stall kommen.»

Letztens bin ich bei einem Text von Maleachi hängen geblieben. Maleachi war ein Prophet und lebte ca. im 4-5 Jahrhundert vor Christi Geburt.

Mir ist bekannt, dass die Propheten in Israel damals eine besondere Bedeutung hatten, nicht nur religiös sondern auch gesellschaftlich.
Das Leben war im Grunde nicht geteilt in säkular und religiös, wie wir es heute von modernen Gesellschaften kennen, sondern es war eng miteinander verwoben.

Bei Maleachi hat mich seine literarische Art zu schreiben angesprochen.
Es ist seine dialogische Struktur. Mehrere Redegänge, die als „Diskussionsworte“ oder „Disputationsworte“ bezeichnet werden, haben einen wiederkehrenden Aufbau:
Nach einem Impuls folgt, der Widerspruch des Gesprächspartners.
Nun widerlegt Maleachi diesen Einspruch seines vorgestellten Gegenübers, entfaltet dabei den Eingangsimpuls und gelangt zu einem Schlussvotum.
So mitgenommen zu werden auf einem Diskussionsstrang, tut mir gut.
Meine inneren Fragen, Widersprüche und Gedanken kann ich wiederentdecken.

Ein grosses Thema bei ihm ist «Gerechtigkeit».
Und bei diesem Wort schossen mir tausende Gedanken durch den Kopf: Gerechtigkeit angesichts der Naturkatastrophen, dem Erdbeben in der Türkei und Syrien, dem Drama, dem Elend, dem Tod so vieler Menschen, dem brutalen Niederschlagen der Gleichberechtigungsbewegung im Iran, den Kriegen hier in Europa und der ganzen Welt. Gerechtigkeit auch hier bei uns, in allen Lebensbereichen.

Gerechtigkeit, wir sehnen uns danach, wir hoffen, für Menschen, dass ihnen Gerechtigkeit widerfährt, dass Unrecht aufhört und die Menschen, die Unrecht tun, zur Rechenschaft gezogen werden.

Maleachi hat sich für Gerechtigkeit in seiner Zeit eingesetzt. Richtschnur für ihn war ein verantwortungsvolles Handeln gegenüber den Menschen, mit Blick auf Gott.

Eine Aussage von ihm, hat die Zeiten überdauert und wird bis in unsere Tage, immer mal wieder gehört. Sie ist im ökumenische Kirchenlied zu finden, mit dem Titel: «Sonne der Gerechtigkeit». Darin heisst es weiter: «gehe auf zu unserer Zeit…»

Maleachi führt uns vor Augen, dass Gerechtigkeit ein Thema seiner Zeit war und wohl ein Dauerthema der Menschheit ist.
Maleachi wusste sich mit Gott verbunden, von ihm beauftragt, als berufener Rufer.

Klaus Gross, christkatholischer Pfarrer in Schaffhausen
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