Der wunde Punkt - Bibel einfach erklärt (SN)
Thomas legt den Finger in die Wunde Jesu und findet dabei seinen eigenen wunden Punkt. Die Berührung macht ihn heil. Glauben ist heilsame Berührung, auch heute noch.
JOHANNES, KAPITEL 20, VERSE 26 BIS 28:
«Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott!»
Es ist so eine Sache mit den wunden Punkten. Einerseits mögen wir sie nicht, weil sie uns treffen oder etwas blosslegen, das wir lieber für uns behalten. Andererseits ist es oft heilsam, wenn ein „Finger in die Wunde“ gelegt wird. Wenn etwas zum Vorschein kommt, wofür wir uns schämen, wenn ein Gefühl des Unvermögens herausgefordert wird oder eine Verletzung sichtbar wird. Sorgfältig und mitfühlend ans Licht gebracht, kann eine versteckte „Wunde“ behandelt oder sogar geheilt werden und neuem Lebensmut Platz machen.
War es der wunde Punkt des Thomas, dass er nicht so leicht Vertrauen fassen konnte? Fiel es ihm schwer einen Blick über das Augenfällige hinaus zu wagen; das nie Dagewesene in Betracht zu ziehen? Brauchte er Gewissheit, die seine Ungewissheit heilen sollte?
Jesus gewährt Thomas diese Gewissheit. ‚Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite – dorthin, wo mein Herz ist. Damit du spürst, wie es für dich schlägt.‘
Geht der Herzschlag Jesu über auf Thomas, so dass er glauben kann? Erfasst ihn Jesu Sorgfalt und Mitgefühl, mit der er seiner Skepsis begegnet?
Wir haben Ostern gefeiert, das Fest der Auferstehung. Gerade in unserer Zeit tut uns die ultimative Zusage Gottes an das Leben gut. In unserer Zeit, deren wunder Punkt zunehmende Skepsis gegenüber Welt und Mensch ist. Machen wir die Welt kaputt? Geben wir unserer Existenz den Todesstoss?
Es ist Zeit, unsere Hand an das lebendige Herz Jesu zu legen, an das pochende Herz unserer Mitmenschen, an das schlagende Herz der Welt. Im Glauben daran, dass das Leben stärker ist als der Tod, dass Liebe stärker ist als Hass, dass Glauben und Vertrauen mehr vermögen, als Skepsis und Depression.
Lassen wir Gott seinen Finger auf unsere wunden Punkte legen, damit wir heil werden, durchblutet, mitfühlend, hoffnungsvoll. Damit der Glaube an das Gute und der Glaube an den Gott des Lebens unser Lebensmotor bleibt.
Bernadette Peterer, Theologin, Kath. Pastoralraum Schaffhausen-Reiat,
E-Mail:
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«Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott!»
Es ist so eine Sache mit den wunden Punkten. Einerseits mögen wir sie nicht, weil sie uns treffen oder etwas blosslegen, das wir lieber für uns behalten. Andererseits ist es oft heilsam, wenn ein „Finger in die Wunde“ gelegt wird. Wenn etwas zum Vorschein kommt, wofür wir uns schämen, wenn ein Gefühl des Unvermögens herausgefordert wird oder eine Verletzung sichtbar wird. Sorgfältig und mitfühlend ans Licht gebracht, kann eine versteckte „Wunde“ behandelt oder sogar geheilt werden und neuem Lebensmut Platz machen.
War es der wunde Punkt des Thomas, dass er nicht so leicht Vertrauen fassen konnte? Fiel es ihm schwer einen Blick über das Augenfällige hinaus zu wagen; das nie Dagewesene in Betracht zu ziehen? Brauchte er Gewissheit, die seine Ungewissheit heilen sollte?
Jesus gewährt Thomas diese Gewissheit. ‚Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite – dorthin, wo mein Herz ist. Damit du spürst, wie es für dich schlägt.‘
Geht der Herzschlag Jesu über auf Thomas, so dass er glauben kann? Erfasst ihn Jesu Sorgfalt und Mitgefühl, mit der er seiner Skepsis begegnet?
Wir haben Ostern gefeiert, das Fest der Auferstehung. Gerade in unserer Zeit tut uns die ultimative Zusage Gottes an das Leben gut. In unserer Zeit, deren wunder Punkt zunehmende Skepsis gegenüber Welt und Mensch ist. Machen wir die Welt kaputt? Geben wir unserer Existenz den Todesstoss?
Es ist Zeit, unsere Hand an das lebendige Herz Jesu zu legen, an das pochende Herz unserer Mitmenschen, an das schlagende Herz der Welt. Im Glauben daran, dass das Leben stärker ist als der Tod, dass Liebe stärker ist als Hass, dass Glauben und Vertrauen mehr vermögen, als Skepsis und Depression.
Lassen wir Gott seinen Finger auf unsere wunden Punkte legen, damit wir heil werden, durchblutet, mitfühlend, hoffnungsvoll. Damit der Glaube an das Gute und der Glaube an den Gott des Lebens unser Lebensmotor bleibt.
Bernadette Peterer, Theologin, Kath. Pastoralraum Schaffhausen-Reiat,
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