Realistisch? - Bibel einfach erklärt
Ein Fazit? Nein. Nur eine Frage: Wer sind die Realistinnen und Realisten, die Frieden schaffen?
MATTHÄUS, KAPITEL 5, VERSE 28,43,44:
«Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der Böses tut, keinen Widerstand. Nein! Wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann halte auch die andere hin.
Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde.»
Das darf man doch nicht wörtlich verstehen! - Das ist doch völlig unrealistisch! - Das hat Jesus gewiss ganz anders gemeint! - Das gilt doch nicht für alle, sondern nur für bestimmte Menschen. - Für die Realitäten unserer Welt völlig untauglich. Nicht zu gebrauchen. - Und ganz sicher nicht auf die Weltpolitik übertragbar. Eben: völlig unrealistisch.
Sätze, die ich mir nicht ausgedacht habe, sondern die ich gehört oder gelesen habe immer dann, wenn das Thema "Feindesliebe" bzw. "Die andere Wange hinhalten" irgendwo verhandelt wurde.
Wenn ich das weiterdenke, dann ist also offenbar das Gegenteil realistisch und welttauglich: Zurückschlagen. Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Um jetzt nicht falsch verstanden zu werden: Ich halte das, was Jesus sagt, weder für ein Rezept noch für eine Garantieerklärung.
Für Frieden gibt es weder Rezept noch Garantie. Wie für so vieles Andere, was wesentlich ist in unserer Welt und unserem Leben, auch nicht: Liebe, Gerechtigkeit, Lebensglück.
Aber wohin führt uns unser "Realismus"? - Offenbar zu dem, was Menschen derzeit an so vielen Orten dieser Welt erleben und erleiden.
Wohin ich schaue: Gewalt ruft neue Gewalt hervor. Rüstung bewirkt Gegenrüstung. Auf Angriff folgt Rache. Und das immer wieder in Endlosschleife. Gewaltspirale.
Ja, für Frieden gibt es weder Rezept noch Garantie.
Zurückzuschlagen und immer weiter an der Spirale zu drehen, garantiert sicher keinen Frieden.
Die andere Wange hinzuhalten garantiert auch keinen Frieden.
Frieden schaffen mit Waffen - ich sehe nicht, wo das gelingt.
Frieden schaffen ohne Waffen - ich sehe, dass das vor allem ein Traum ist, der von vielen als unrealistisch verunglimpft wird.
Ist die "Vision der anderen Wange", die Jesus vorschlägt, wirklich weniger realistisch als das, was wir tagtäglich vor Augen haben? Und nicht wenigstens ein Nachdenken wert?
Ingo Bäcker
Spital- und Gefängnisseelsorger SH
Mail:
Kolumne in den Schaffhauser Nachrichten
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«Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der Böses tut, keinen Widerstand. Nein! Wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann halte auch die andere hin.
Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde.»
Das darf man doch nicht wörtlich verstehen! - Das ist doch völlig unrealistisch! - Das hat Jesus gewiss ganz anders gemeint! - Das gilt doch nicht für alle, sondern nur für bestimmte Menschen. - Für die Realitäten unserer Welt völlig untauglich. Nicht zu gebrauchen. - Und ganz sicher nicht auf die Weltpolitik übertragbar. Eben: völlig unrealistisch.
Sätze, die ich mir nicht ausgedacht habe, sondern die ich gehört oder gelesen habe immer dann, wenn das Thema "Feindesliebe" bzw. "Die andere Wange hinhalten" irgendwo verhandelt wurde.
Wenn ich das weiterdenke, dann ist also offenbar das Gegenteil realistisch und welttauglich: Zurückschlagen. Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Um jetzt nicht falsch verstanden zu werden: Ich halte das, was Jesus sagt, weder für ein Rezept noch für eine Garantieerklärung.
Für Frieden gibt es weder Rezept noch Garantie. Wie für so vieles Andere, was wesentlich ist in unserer Welt und unserem Leben, auch nicht: Liebe, Gerechtigkeit, Lebensglück.
Aber wohin führt uns unser "Realismus"? - Offenbar zu dem, was Menschen derzeit an so vielen Orten dieser Welt erleben und erleiden.
Wohin ich schaue: Gewalt ruft neue Gewalt hervor. Rüstung bewirkt Gegenrüstung. Auf Angriff folgt Rache. Und das immer wieder in Endlosschleife. Gewaltspirale.
Ja, für Frieden gibt es weder Rezept noch Garantie.
Zurückzuschlagen und immer weiter an der Spirale zu drehen, garantiert sicher keinen Frieden.
Die andere Wange hinzuhalten garantiert auch keinen Frieden.
Frieden schaffen mit Waffen - ich sehe nicht, wo das gelingt.
Frieden schaffen ohne Waffen - ich sehe, dass das vor allem ein Traum ist, der von vielen als unrealistisch verunglimpft wird.
Ist die "Vision der anderen Wange", die Jesus vorschlägt, wirklich weniger realistisch als das, was wir tagtäglich vor Augen haben? Und nicht wenigstens ein Nachdenken wert?
Ingo Bäcker
Spital- und Gefängnisseelsorger SH
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