In Erinnerungen steckt eine Kraft für die Zukunft - Bibel einfach erklärt
Um die Jahreswende herum beschleicht viele das beklemmende Gefühl, dass die Zeit einfach so vorbeigerauscht ist. Erinnerungen haben die aufbauende Kraft, diesem Gefühl die Stirn zu bieten.
5. MOSE, KAPITEL 6, VERSE 28,43,44:
«Wenn eure Kinder später fragen, wozu all die Weisungen, Gebote und Rechtsbestimmungen gut sind, die ihr von eurem GOTT bekommen habt, dann gebt ihnen zur Antwort: Als Sklaven mussten wir dem König von Ägypten dienen, doch GOTT befreite uns mit seinem starken Arm.»
Erinnerungen erzählen, wer wir sind. Spannend finde ich, dass die Erinnerungen zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr bei vielen Personen am dichtesten sind. Diese Lebenszeit ist von Neuentdeckungen und Premieren geprägt: Die erste Liebe und wohl auch der erste Liebeskummer, Berufswahl, eigene Reisen, viele neue Menschen treten ins Leben. Nach diesen Jahren flachen die Erinnerungen ab. Viele berichten im Rückblick, wie die Jahrzehnte danach einfach so vorbeigerauscht sind. Dieses beklemmende Lebensgefühl kennen viele.
Erinnerungen haben die Kraft, diesem Gefühl die Stirn zu bieten. Es geht nicht darum, schöne Erinnerungen anzuhäufen und die anderen zu verdrängen. Auch diese brauchen ihren Platz.
Eindrücklich zeigt das die Erinnerungs geschichte des Volks Israel. Sie lässt sich entlang eines roten Fadens erzählen. Gott befreit das Volk aus der Unterdrückung und führt es durch die Wüste ins verheissene Land. Später macht es immer wieder die Erfahrung von Verfolgung und Scheitern. Wüstenzeiten bleiben nicht erspart. Es erlebt darin jedoch den befreienden Gott, der das Leid sieht und das Blatt wendet. So findet es seine Identität als Gemeinschaft. Selbst der Schrecken des Holocausts vermochte diesen roten Faden nicht zu durchtrennen. Die Erinnerung hält sie zusammen.
Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, Erinnerungen dagegen sind formbar. Aus den Erinnerungsstücken konstruiert das Gehirn eine schlüssige Geschichte, die wir mit Wertungen und Deutungen untermalen. Wir können ihnen eine neue, sinnstiftende Färbung geben. Diese Möglichkeit haben wir.
Es ist kein Zufall, dass die Befreiungserfahrung der Israeliten mit dem Aufruf zum Erinnern eingeleitet wird: Wenn eure Kinder später fragen (5. Mose 6,20). Im Erzählen wird die Erinnerung an den befreienden Gott lebendig gehalten, damit sie auch in Zukunft Mut und Hoffnung macht. Diese aufbauende Kraft steckt auch in unseren Erinnerungen, wenn wir sie teilen und weitergeben. Dabei spielt es eine Rolle, wie wir uns erinnern, um davon zu erzählen.
Matthias Koch, reformierter Pfarrer in Neuhausen am Rheinfall, Gefängnisseelsorger
Mail:
Kolumne in den Schaffhauser Nachrichten
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«Wenn eure Kinder später fragen, wozu all die Weisungen, Gebote und Rechtsbestimmungen gut sind, die ihr von eurem GOTT bekommen habt, dann gebt ihnen zur Antwort: Als Sklaven mussten wir dem König von Ägypten dienen, doch GOTT befreite uns mit seinem starken Arm.»
Erinnerungen erzählen, wer wir sind. Spannend finde ich, dass die Erinnerungen zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr bei vielen Personen am dichtesten sind. Diese Lebenszeit ist von Neuentdeckungen und Premieren geprägt: Die erste Liebe und wohl auch der erste Liebeskummer, Berufswahl, eigene Reisen, viele neue Menschen treten ins Leben. Nach diesen Jahren flachen die Erinnerungen ab. Viele berichten im Rückblick, wie die Jahrzehnte danach einfach so vorbeigerauscht sind. Dieses beklemmende Lebensgefühl kennen viele.
Erinnerungen haben die Kraft, diesem Gefühl die Stirn zu bieten. Es geht nicht darum, schöne Erinnerungen anzuhäufen und die anderen zu verdrängen. Auch diese brauchen ihren Platz.
Eindrücklich zeigt das die Erinnerungs geschichte des Volks Israel. Sie lässt sich entlang eines roten Fadens erzählen. Gott befreit das Volk aus der Unterdrückung und führt es durch die Wüste ins verheissene Land. Später macht es immer wieder die Erfahrung von Verfolgung und Scheitern. Wüstenzeiten bleiben nicht erspart. Es erlebt darin jedoch den befreienden Gott, der das Leid sieht und das Blatt wendet. So findet es seine Identität als Gemeinschaft. Selbst der Schrecken des Holocausts vermochte diesen roten Faden nicht zu durchtrennen. Die Erinnerung hält sie zusammen.
Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, Erinnerungen dagegen sind formbar. Aus den Erinnerungsstücken konstruiert das Gehirn eine schlüssige Geschichte, die wir mit Wertungen und Deutungen untermalen. Wir können ihnen eine neue, sinnstiftende Färbung geben. Diese Möglichkeit haben wir.
Es ist kein Zufall, dass die Befreiungserfahrung der Israeliten mit dem Aufruf zum Erinnern eingeleitet wird: Wenn eure Kinder später fragen (5. Mose 6,20). Im Erzählen wird die Erinnerung an den befreienden Gott lebendig gehalten, damit sie auch in Zukunft Mut und Hoffnung macht. Diese aufbauende Kraft steckt auch in unseren Erinnerungen, wenn wir sie teilen und weitergeben. Dabei spielt es eine Rolle, wie wir uns erinnern, um davon zu erzählen.
Matthias Koch, reformierter Pfarrer in Neuhausen am Rheinfall, Gefängnisseelsorger
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