Interview mit der Verfasserin des Jugendmusicals

Bild wird geladen...
Sivlia Reischmann, Autorin des Jugendmusicals (Foto: Doris Brodbeck)
Die beiden kirchlichen Jugendstellen des Kantons Schaffhausen führen 2009 ein Musicalprojekt durch. Das Musical verfasste die junge Thurgauerin Silvia Reischmann. Sie wird auch die Choreografie einstudieren. Hier ein Interview mit ihr.
Doris Brodbeck,
Silvia Reischmann, Sie sind 24 Jahre alt, leben im Thurgau und haben bereits Ihr zweites Musical geschrieben. Warum schreiben Sie Musicals und was begeistert Sie daran?

Ich mag es zu schreiben. Und ich LIEBE Musik! Was gibt es besseres, als beides zu verbinden? Allerdings - bei diesem Musical stammen auch die Lieder aus meiner Feder. Darauf bin ich schon so ein Bisschen stolz... Aber am allermeisten freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen - und natülich mit Armin, Dani und Christoph... Ja - ich freue mich einfach! Es macht Spass, mit Jugendlichen zu Arbeiten!

Sie haben als Thema des Musicals "Freunde fürs Leben" Erfahrungen von Jugendgewalt aufgegriffen. Denken Sie, dass viele Teenager Erfahrungen mit Gewalt machen? Ist es ein Bedürfnis von jungen Menschen, diese Gewalterfahrungen zu verarbeiten?

Ich glaube, dass viele Jugendliche bereits Gewalt in irgendeiner Form erleben! Die Statistiken sprechen eine klare Sprache!
Ich habe mich im Rahmen des Schreibens auch mit den Statistiken von Jugendgewalt im Kanton Zürich befasst. Die Zahlen von 2005 sprechen eine klar Sprache! 22.5% der unter 15 Jährigen sind damals gewalttätig geworden! Ausserdem stiegen seit 1990 Delikte wie Drohungen, Nötigung, Erpressung und Angriff gegen Leib und Leben stetig an. 31%(!) aller Jugendlichen wurden damals Opfer von psychischer oder körperlichen Gewalt auf dem Schulweg oder in der Schule!

Jeder, der schon einmal Gewalt erfahren hat, weiss, dass es schmerzhaft ist. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch! Es spielt keine Rolle, was für eine Art Gewalt es ist - man muss das irgendwie verarbeiten. Dabei spielt das Alter keine Rolle. Nur - Jugendliche reagieren meiner Meinung nach viel sensibler als Erwachsene. Und Erwachsene wissen meist, wo sie sich Hilfe holen können und machen das auch - Jugendliche nicht. Darum bin ich der Ansicht, dass gerade Jugendlichen das Bedürfnis haben, das Erlebte zu verarbeiten - auch wenn sie das vielleicht nicht immer äussern. Dass nicht-verarbeitete traumatische Erlebnisse den weiteren Verlauf des Lebens stark beeinflussen, ist ja allgemein bekannt.

Was kann man gegen Jugendgewalt tun?

Das ist eine schwierige Frage! Wenn es eine einfache Antwort geben würde, wäre sie bestimmt schon einigen Politikern der Schweiz in den Sinn gekommen.... Aber ich denke, Projekte wie sie in "Freunde fürs Leben?" umgesetzt werden, haben eine gute Chance. In der Musicalwoche kommen auch Sportarten wie Parkour (einer Art Hindernislauf) zum Zug, bei denen überschüssige Aggressionen rausgelassen werden können. Ausserdem wird viel Zeit in einer Gruppe verbracht, wo jeder auf den anderen zugehen und Respekt vor den persönlichen Grenzen haben muss. Das, so denke ich - ist ein guter Anfang. Die Menschen müssen wieder lernen, wie viel Wert der eigene Körper hat. Dass man die eigene und die Gesundheit anderer nicht einfach so aufs Spiel setzen darf und soll. Wunden (und damit meine ich nicht nur äusserliche) bilden immer Narben - und stören somit das Gleichgewicht! Das sollte in den Köpfen der Menschen wieder mehr verankert werden - angefangen bei den jungen Menschen - unserer Zukunft!


Welche Begabungen und Interessen muss man mitbringen, um bei Ihrem Musical mitmachen zu können?

Das A und O ist das Interesse an Musik und der Wunsch, in diesem Projekt 100% mit dabei zu sein. Mein Ziel ist es, dass sich die TeilnehmerInnen unserer Muscalwoche nach dem Lager wirklich gut kennen und schätzen gelernt haben. Ich möchte, dass wir als Team - als Einheit - aus diesem Lager rauskommen und an den Aufführungstagen einfach Spass haben! Ob man nun ganz korrekt singt oder schauspielerisches Talent an den Tag legt, ist nicht vorrangig! Wer sich angesprochen fühlt ist herzlich willkommen!

Silvia Reischmann, vielen Dank für das Interview.

» » Infos zum Jugendmusical