Gott ist frei, jeden Menschen zu berufen, weil es ihm nicht um den Erfolg geht, sondern um den Menschen selbst. Ihm reicht ein Herz, das mit aller Kraft sich selbst, Gott und den nächsten zu lieben versucht.
1. SAMUEL, KAPITEL 16, VERSE 6 BIS 7:
«Als sie kamen und er (Samuel) den Eliab sah, dachte er: Gewiss steht nun vor dem HERRN sein Gesalbter. Der HERR aber sagte zu Samuel: Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Gestalt, denn ich habe ihn verworfen; Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der HERR aber sieht das Herz.»
Dieser Ausschnitt ist aus der Berufungsgeschichte Davids. Viele kennen ihn aus der Geschichte, in welcher er den riesigen Goliath mit einer Steinschleuder besiegt. Dieser Hirtenjunge wird später der berühmte König von Israel. Von ihm stammt sogar Jesus ab. Bei der Lektüre des Lebens Davids, wird klar, dass Gott keine Superhelden beruft, sondern normale Menschen, die auch grosse Schwächen aufweisen und grosse Fehler begehen. Zum Beispiel als David sein Untertan bewusst an die vorderste Front in den Krieg schickt, weil er seine Frau möchte. Das Leben des Königs von Israel ist von Höhen und Tiefen geprägt, von Dunkelheit und Licht, von Heldentaten und kläglichem Versagen, nur etwas bleibt: die aufrichtige Liebe und Kommunikation zu und mit Gott, der ihn erwählt, ihn führt, in zurechtweist und züchtigt, ihm vergibt und ihm seine Würde zurückgibt, wenn David sie im Schlamm seiner Sünden vergraben hat. David ist demütig, einsichtig, reumütig, tapfer und hat ein riesiges Herz für seine Freunde, selbst wenn sie zu Feinden werden. David, so wie viele Biografien biblischer Persönlichkeiten zeigen, dass Gott nicht den üblichen Kriterien wie Qualifikationen oder persönliche Leistungen folgt. Er legt einen völlig anderen Blick auf den Menschen. Samuel schaut auf die sichtbare Kraft und Grösse. Gott hingegen sucht ein vertrauendes, demütiges und liebendes Herz – den Rest wird er beisteuern. Genau da liegt der fundamentale Unterschied. Um in der Welt Karriere zu machen, muss man selbst stark sein. Im Dienst Gottes ist es gerade das Gegenteil. Man muss lernen auf Gott zu vertrauen, von sich selbst abzusehen und sich von den eigenen Schwächen nicht einschüchtern zu lassen, denn die wunderbare Nachricht ist, dass jeder Mensch trotz allem zu Grossem berufen ist und gemeinsam mit Gott und anderen Menschen, die Geschichte verändern kann. Jesus folgt diesem Beispiel und beruft Fischer, Ausgeschlossene und Menschen, auf die niemand setzen würde. Das, was immer wieder überrascht, ist, dass Gott an der Beauftragung nicht zweifelt, selbst wenn diese Menschen hinfallen und Fehler machen.
Daria Serra, Theologin, Pastoralraum Schaffhausen-Reiat,
Mail:
Kolumne in den Schaffhauser Nachrichten
Archiv der Bibelkolumnen