Aus dem historischen Lexikon der Schweiz
Buchthalen Ehem. polit. Gem. SH, Bez. Schaffhausen. Seit 1947 östl. Quartier der Stadt Schaffhausen mit regem Eigenleben. 1122 Buochtella. Um 1530 15 Herdstätten; 1836 319 Einw.; 1850 364; 1900 565; 1941 1'470; 1970 4'941; 1996 4'992 (ehem. Gemeindegebiet). Buchthalen setzte sich aus den drei ursprünglich eigenen Rechtsbereichen Buchthalen, Inner- und Ausserwidlen (Vorder- und Hinterwidlen) zusammen. Buchthalen selbst bildete eine geschlossene Grundherrschaft des Klosters Allerheiligen um den Fronhof Vorderwidlen. Die niedere Vogtei gehörte zur Landgrafschaft Nellenburg, ab 1465 zu Habsburg-Österreich, das Mitte des 15. Jh. die Schaffhauser Fam. Cron damit belehnte, von der sie 1498 die Stadt Schaffhausen erwarb. Das Hochgericht über Buchthalen, Teil der ehemaligen Mundat Allerheiligens, besass Schaffhausen ab 1451, jenes über Hinterwidlen ab 1723. 1559-1798 gehörte Buchthalen mit Widlen, Gennersbrunn und Gailingen zur Obervogtei Buch. Kirchlich wurde Buchthalen von Büsingen betreut, besass aber schon im Mittelalter eine St. Luciakapelle (1703 abgebrochen). 1529 schlossen sich Buchthalen und Schaffhausen der Reformation an. 1705 wurde die heutige Kirche (1934 und 1954 renoviert) eingeweiht, 1751 mit einem Taufstein, 1796 mit einem Friedhof versehen. Buchthalen blieb jedoch Teil der Pfarrei Büsingen, bis diese 1843 nach einem Kollaturstreit auch kirchlich von Schaffhausen losgelöst und zum Grossherzogtum Baden geschlagen wurde. Seit 1866 ist Buchthalen eine eigenständige Pfarrei. Dem Anschluss an das städt. Gasnetz 1908 folgten 1910 erste Gespräche über die Eingemeindung, welche auf den 1.1.1947 nach klaren Abstimmungsergebnissen (4.11.1945, 7.7.1946) in Kraft trat. Seit 1949 ist das heutige Quartier Buchthalen an das Netz der städtischen Verkehrsbetriebe angeschlossen.
Anmerkung zur St. Lucia-Kapelle
Lucia starb im 4. Jahrhundert in Syrakus. Die Lucia-Kapelle stand vom Mittelalter bis 1703 mitten im Dorf (Garten des Rest. Linde, jenseits der Strasse vor dem Haus Kirchgasse 6, beim Ziehbrunnen). Nach der Reformation wurde sie nicht mehr gebraucht.
Die heutige Kirche
Der Beschluss des Rates zum Bau der Kirche datiert vom 15. Februar 1705. Die Kirche steht oberhalb des (ehemaligen) Dorfes, auf dem Lehenfeld des Klosters Allerheiligen.
Obervogt Hans Jakob Entlibucher führte die Bauleitung. Grundsteinlegung: 13. März 1705.
Am 29. November 1705 (1. Advent = Buchthaler Kirchweih- bzw. Chilbisonntag) erfolgte der erste Gottesdienst bzw. die erste Predigt durch den Büsinger Pfarrer Johann Heinrich Ammann. Buchthalen war zu der Zeit eine Filiale der Büsinger Bergkirche, die zum Kloster Allerheiligen gehörte. Der Büsinger Pfarrer predigte alle drei Sonntage in Buchthalen. Taufen erfolgten vorerst in Büsingen.
Im Jahr 1751 kam ein eigener Taufstein aus Begginger Sandstein und im Jahr 1796 der eigene Friedhof dazu.
1843 trennte Baden die Pfarrei Büsingen von Schaffhausen und setzte einen badischen Pfarrer ein. Der weiterhin in Büsingen wohnhafte Pfarrer Eduard Peyer durfte nicht mehr predigen und kam 1845 nach Beringen. 1866 wurde Buchthalen eine selbständige Pfarrgemeinde.
Baulich erfolgte 1896 ein neuer Glockenturm, 1930 eine pneumatische Orgel auf der Südseite (heute Geräteraum), 1954 Aussen- und Innenrenovation (neuer boden, Bänke, Vorhalle, Turmhelm, Kanzel tiefergesetzt) und 1990 erneut Aussen- und Innenrenovation: vordere Türe wieder geöffnet, Bänke aufgefrischt, neue Orgel auf der Empore. Die Orgel wurde von Jan de Gier, Uhwiesen, erbaut und 2005 durch die Firma Kuhn, Männedorf, revidiert.
weitere bauliche Kennzeichen
Achteck - Längsachse genau in West-Ost-Richtung - Kanzel mit Halter für Sanduhr, Wappen des ersten Pfarrers - Decke: doppeltes Standeswappen, darüber Reichsadler, städtische Devise "Deus spes nostra est", Name und Wappen des Obervogtes - Glocken: Taufglöcklein von 1506 (St.Anna selbdritt), Glocke von 1706 (Madonna im Strahlenkranz) und Glocke von 1842 - Das Taufbecken aus Messing (1. Hälfte 16. Jh.)
Eigentümerin der Kirche - Nutzung der Kirche (und des Friedhofes) heute
Kirchengebäude und Kanzel gehören der Stadt Schaffhausen, Orgel und Inneinrichtung der Kirchgemeinde Schaffhausen-Buchthalen. Sie kommt auch für Betriebskosten und Personal (Mesmerdienst) auf.
Die Kirche ist tagsüber geöffnet. Gegen Entgelt für die Bereitstellung etc. kann die Kirche auch von Nicht-Gemeindemitgliedern genutzt werden. Der umgebende Friedhof ist unabhängig für alle städtischen Einwohner eine Alternative zum Waldfriedhof als wählbare mögliche letzte Ruhestätte für Kremationen. Wegen Grundwasservorkommen sind Erdbestattungen nicht möglich.