Sommerliches «Let it be» - Bibel einfach erklärt (SN)
«Let it be», sangen die Beatles. Es ist mein persönliches Mantra. Ich möchte mich selbst und alle Menschen sein lassen. «Kind Gottes» nicht nur heissen, sondern sein.
LUKAS, KAPITEL 6, VERS 36 BIS 38:
«Jesus spricht: Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist! Richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet. Verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt. Lasst frei, und ihr werdet frei gelassen.»
Es ist Sommer. Gern kühle ich mich in der Rhybadi ab. Es herrscht buntes Treiben. Man kennt sich, hält einen Schwatz. Auch mit unbekannten Menschen kommt man ins Gespräch, kennt und grüsst sich das nächsten Mal.
Sehen und gesehen werden, darum geht es auch. Doch scheint es, keine Rolle zu spielen, welche Figur, wie viele Kilos, welche Frisur, welches Badekleid, welche Sonnenbrille man hat. Kein Schaulaufen, kein Wettbewerb, wer am tollsten aussieht. Man lässt sich leben. Man ist und nimmt sich so, wie man ist. Welch ein Glück, dass es ihn gibt, diesen Ort zum Sein, diese «Insel der Glückseligen», für die man nicht erst in ein Flugzeug zu steigen braucht.
Im Alltag erlebe ich mich, uns alle oft weniger entspannt. Dauernd sind wir am Bewerten und Beurteilen: was jemand macht, sagt, trägt, ob uns jemand sympathisch ist oder nicht, ob uns das Essen, ein Ort, eine Meinung passt oder nicht. Wir können nicht anders, als alles zu bewerten und ins Schema «positiv / negativ» zu pressen. Das Fatale ist: Wir tun es nicht nur mit Dingen, sondern auch mit den Menschen. Und kippen leicht vom Bewerten ins Abwerten, vom Beurteilen ins Verurteilen.
Was wir mit anderen Menschen machen, machen wir mit uns selbst genauso: kein gutes Haar lassen wir an uns und meinen, was uns an uns stört, müsste sich subito ändern. Das Gegenteil, die Überheblichkeit der Selbstverliebten ist bloss die Kehrseite derselben Medaille. Ob ich mich besser fühle als andere oder neidisch auf die schiele, die vermeintlich besser sind – beides ist lieblos, verletzend und hält mich im zwanghaften Bewertungsmodus gefangen.
Sämtliche spirituellen Traditionen empfehlen Übungen, um mir selbst, den Menschen und allem im Leben wertfrei zu begegnen. In der Bibel werden wir, weil Gott uns liebt, «Kinder Gottes» genannt. Eine tägliche Übung könnte sein, mir selbst und jedem Menschen, den ich treffe, im Stillen zu sagen: Du bist ein Kind Gottes! Ich bin ein Kind Gottes! Wie heilsam, wie befreiend!
Pfarrerin Verena Hubmann, Evang.-ref. Kirchgemeinde St. Johann-Münster,
Mail:
Kolumne in den Schaffhauser Nachrichten
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«Jesus spricht: Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist! Richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet. Verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt. Lasst frei, und ihr werdet frei gelassen.»
Es ist Sommer. Gern kühle ich mich in der Rhybadi ab. Es herrscht buntes Treiben. Man kennt sich, hält einen Schwatz. Auch mit unbekannten Menschen kommt man ins Gespräch, kennt und grüsst sich das nächsten Mal.
Sehen und gesehen werden, darum geht es auch. Doch scheint es, keine Rolle zu spielen, welche Figur, wie viele Kilos, welche Frisur, welches Badekleid, welche Sonnenbrille man hat. Kein Schaulaufen, kein Wettbewerb, wer am tollsten aussieht. Man lässt sich leben. Man ist und nimmt sich so, wie man ist. Welch ein Glück, dass es ihn gibt, diesen Ort zum Sein, diese «Insel der Glückseligen», für die man nicht erst in ein Flugzeug zu steigen braucht.
Im Alltag erlebe ich mich, uns alle oft weniger entspannt. Dauernd sind wir am Bewerten und Beurteilen: was jemand macht, sagt, trägt, ob uns jemand sympathisch ist oder nicht, ob uns das Essen, ein Ort, eine Meinung passt oder nicht. Wir können nicht anders, als alles zu bewerten und ins Schema «positiv / negativ» zu pressen. Das Fatale ist: Wir tun es nicht nur mit Dingen, sondern auch mit den Menschen. Und kippen leicht vom Bewerten ins Abwerten, vom Beurteilen ins Verurteilen.
Was wir mit anderen Menschen machen, machen wir mit uns selbst genauso: kein gutes Haar lassen wir an uns und meinen, was uns an uns stört, müsste sich subito ändern. Das Gegenteil, die Überheblichkeit der Selbstverliebten ist bloss die Kehrseite derselben Medaille. Ob ich mich besser fühle als andere oder neidisch auf die schiele, die vermeintlich besser sind – beides ist lieblos, verletzend und hält mich im zwanghaften Bewertungsmodus gefangen.
Sämtliche spirituellen Traditionen empfehlen Übungen, um mir selbst, den Menschen und allem im Leben wertfrei zu begegnen. In der Bibel werden wir, weil Gott uns liebt, «Kinder Gottes» genannt. Eine tägliche Übung könnte sein, mir selbst und jedem Menschen, den ich treffe, im Stillen zu sagen: Du bist ein Kind Gottes! Ich bin ein Kind Gottes! Wie heilsam, wie befreiend!
Pfarrerin Verena Hubmann, Evang.-ref. Kirchgemeinde St. Johann-Münster,
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