Portrait
Das historische Oberhallau war Teil eines Doppeldorfes resp. eines Dorfes mit zwei Dorfteilen: Oberhallau und Nieder- bzw. Unterhallau. Oberhallau bewahrte seinen Namen durch die Jahrhunderte bis heute (ein "Ober-" gibt schliesslich niemand gerne her), während das politische Unterhallau erst 1934 zu Hallau avancierte.
Das kirchliche Ober- und Unterhallau
Kirchlich war Hallau (Ober- und Unterhallau) bis 1424 Filiale von Neunkirch. Infolge beständiger Bevölkerungszunahme erwirkte Hallau einen eigenen Kaplan und wird zur sogenannten „Kaplanei“ erhoben. 1505 und 1508 - also noch vor der Reformation - wird die kirchliche Trennung von Neunkirch vorgenommen. In Besitz von Kapellen und zwei Kirchen wird Hallau zur eigenständigen Pfarrei erhoben. Hallau erhält nun einen Pfarrer, einen Leutpriester und einen zusätzlichen Kaplan, welcher die Kinder unterrichten sollte, "sofern sie es begehrten". Personal und Gebäude werden durch damals übliche Land- und Naturalgaben, sowie "kleinen Zehnten" von Ober- und Niederhallau finanziert.
Das Recht, den Pfarrer selbst wählen zu dürfen, liessen sich die beiden Hallauer Dörfer vom Papst schriftlich garantieren und erkauften dies mit hohen Geldsummen - doch schon bald wird ihnen dies widerrechtlich genommen, der Reformation und dem Rat zu Schaffhausen ist dies geschuldet.
Die Bergkirche St. Moritz
1490 findet ein Bauer auf dem Moritzfeld Gebeine eines Verstorbenen und anschliessend werden 52 Gräber gefunden. Der Fund wird als Überreste des Mauritius und seiner "thebäischen Legion" gedeutet, ebenfalls wird auf eine angeblich erfolgte Heilung nach Anrufung des Verstorbenen/"Mauritius" verwiesen, so liess der Bischof anfänglich eine St. Moritz-Kapelle errichten und bittet den Papst um Erlaubnis, an dieser Stelle eine Kirche erbauen zu dürfen. Der Bitte wird stattgegeben. Die Lage war zudem optimal, weil Bewohnende aus beiden Dörfern, Ober- und Unterhallau, ungefähr dieselbe Strecke Weg zurücklegen mussten.
Weitere Kapellen und Kirchen
Beide Dörfer, Ober- und Unterhallau, unterhielten zunächst stattliche Kapellen im Dorf, die später durch Kirchbauten ersetzt wurden. Die Dorfkirche von Unterhallau (1424 und 1499 belegt) war in eine Wehranlage eingegliedert, nach dem Bau der Bergkirche verlor sie zunächst stark an Bedeutung, auch wenn belegt ist, dass sie weiter genutzt wurde. Seit 1508 wirkten die Geistlichen in Unterhallau und zudem in der Kapelle von Oberhallau. Bereits 1569 wird die Bergkirche erstmals renoviert, dies betraf vor allem die westliche Empore, welche verbreitert wurde und die nördlichen Empore, welche neu hinzukam. Diese Emporen waren vor allem für die Einwohner:innen von Oberhallau bestimmt. Die Platzfrage brach infolge des Bevölkerungszuwachses immer wieder auf, immer wieder musste Platz gewonnen, erweitert und angebaut werden.
Die Kirchgemeinde Oberhallau
Als sich Oberhallau 1713 von Niederhallau trennte, war die Platzfrage erstmal gelöst. So wurde Oberhallau 1713 eigenständige Kirchgemeinde. Doch es gab einen weiteren Grund, denn der damalige Pfarrer Johann Martin Meyer befand, seine Aufgaben seien zu umfangreich geworden: er habe 3000 Personen zu versorgen, wöchentlich drei Predigten, Kinderlehre, Krankenbesuche... Der Trennung von Ober- und Unterhallau wurde zugestimmt, allerdings musste Unterhallau für die freiwerdenden Plätze in der Bergkirche St. Moritz 500 Gulden Ablöse bezahlen und als weitere Ablösesumme zusätzliche 2000 Gulden; zudem verpflichtete Unterhallau sich an Oberhallau jährliche Leistungen (Naturalgaben) zu der Oberhallauer Pfarrbesoldung beizutragen.
Die Peterskirche
Damit das Oberhallauer Gotteshaus alle Menschen fassen konnte, musste also ein Neubau für die bisherige Peterskapelle folgen. Am 24. April 1750 wurde der Grundstein für den Neubau einer Kirche gelegt, am 5. Dezember des gleichen Jahres fand die Einweihung statt, als Patron wurde wiederum Peter (Petrus) gewählt. Und wie es sich für eine Peterskirche gehört, ist das Tor tatsächlich immer unverschlossen und steht Besuchenden offen.
Der Kirchbau erwies sich in nachfolgenden Jahrzehnten als weise Entscheidung, schliesslich verdoppelte sich die Bevölkerung von 1771 bis 1840 auf 800 Einwohner*innen (die höchste Einwohnerzahl der Geschichte von Oberhallau).
Die Orgel
Die pneumatische Orgel stammt aus dem Jahre 1922. Ursprünglich sollte sie auf der Empore hinten in der Kirche Platz finden. Die jungen Männer wollten jedoch ihre angestammten Kirchenbänke nicht räumen, um unten in der Kirche Platz zu finden. So wurde die Orgel in einen exklusiv für Oberhallau entworfenen Orgelprospekt im Chor integriert, unter Einbezug der alten Spätrenaissance-Kanzel aus Eichenholz, die mitsamt dem Schalldeckel mitten in die Orgelpfeifen hineingebaut wurde. Die Kirchgemeinde empfand die Kanzel zunächst als zu tief angebracht, worauf sie um zwei zusätzliche Stufen erhöht wurde. Die pneumatische Orgel aus dem Jahr 1922 wurde 2022 revidiert.
Das Taufbecken
Vor der Kanzel, in der Mitte des Chores, steht das aus dem Jahr 1663 stammende rechteckige Taufbecken aus Sandstein. Der Originalholzdeckel zeigt im Zentrum eine Rosette. So verbinden sich in der Mittelachse der Kirche die Zeichen jeder christlichen Gemeinschaft: Sakrament, Verkündigung und die im Chorallied antwortende Gemeinde.
Die Kirchenfenster
Die acht Glasfenster stammen aus dem Jahre 1895 und wurden 1998 bei der Renovation ausgebaut, restauriert und isolierverglast. Je zwei einander gegenüberliegende Fenster korrespondieren in ihren Aussagen, z.B.: "Ich bin der Herr, dein Arzt", und als Antwort: "Sei getreu bis in den Tod".
Die Kirchenglocken
Im Glockenturm hängen als Ersatz für die zwei alten Glocken aus dem 17. und 18. Jahrhundert seit 1899 drei Glocken: Grosse Glocke in "as" mit 683kg "Ehre sei Gott in der Höhe"; mittlere Glocke in "ces" mit 305kg "Friede sei mit euch"; kleine Glocke in "es" mit 200kg "Deine Güte Herr sei über uns". Noch bis ins Jubiläumsjahr 2001 lebte im Altersheim Hallau die ehemalige Mesmerin, welche jahrzehntelang mit Hilfe von Schuljungen täglich die Glockenseile zog.
Text: Daniela Scherello
Der Text basiert auf Textauszügen, welche freundlicher Weise von der Gemeinde Oberhallau zur Verfügung gestellt wurden; weitere Passagen sind entnommen bei Robert Pfund: Die Kirchen von Hallau, in: Geschichte von Hallau, hg. v. Gemeinde Hallau, 1991, S. 360-376.
Das kirchliche Ober- und Unterhallau
Kirchlich war Hallau (Ober- und Unterhallau) bis 1424 Filiale von Neunkirch. Infolge beständiger Bevölkerungszunahme erwirkte Hallau einen eigenen Kaplan und wird zur sogenannten „Kaplanei“ erhoben. 1505 und 1508 - also noch vor der Reformation - wird die kirchliche Trennung von Neunkirch vorgenommen. In Besitz von Kapellen und zwei Kirchen wird Hallau zur eigenständigen Pfarrei erhoben. Hallau erhält nun einen Pfarrer, einen Leutpriester und einen zusätzlichen Kaplan, welcher die Kinder unterrichten sollte, "sofern sie es begehrten". Personal und Gebäude werden durch damals übliche Land- und Naturalgaben, sowie "kleinen Zehnten" von Ober- und Niederhallau finanziert.
Das Recht, den Pfarrer selbst wählen zu dürfen, liessen sich die beiden Hallauer Dörfer vom Papst schriftlich garantieren und erkauften dies mit hohen Geldsummen - doch schon bald wird ihnen dies widerrechtlich genommen, der Reformation und dem Rat zu Schaffhausen ist dies geschuldet.
Die Bergkirche St. Moritz
1490 findet ein Bauer auf dem Moritzfeld Gebeine eines Verstorbenen und anschliessend werden 52 Gräber gefunden. Der Fund wird als Überreste des Mauritius und seiner "thebäischen Legion" gedeutet, ebenfalls wird auf eine angeblich erfolgte Heilung nach Anrufung des Verstorbenen/"Mauritius" verwiesen, so liess der Bischof anfänglich eine St. Moritz-Kapelle errichten und bittet den Papst um Erlaubnis, an dieser Stelle eine Kirche erbauen zu dürfen. Der Bitte wird stattgegeben. Die Lage war zudem optimal, weil Bewohnende aus beiden Dörfern, Ober- und Unterhallau, ungefähr dieselbe Strecke Weg zurücklegen mussten.
Weitere Kapellen und Kirchen
Beide Dörfer, Ober- und Unterhallau, unterhielten zunächst stattliche Kapellen im Dorf, die später durch Kirchbauten ersetzt wurden. Die Dorfkirche von Unterhallau (1424 und 1499 belegt) war in eine Wehranlage eingegliedert, nach dem Bau der Bergkirche verlor sie zunächst stark an Bedeutung, auch wenn belegt ist, dass sie weiter genutzt wurde. Seit 1508 wirkten die Geistlichen in Unterhallau und zudem in der Kapelle von Oberhallau. Bereits 1569 wird die Bergkirche erstmals renoviert, dies betraf vor allem die westliche Empore, welche verbreitert wurde und die nördlichen Empore, welche neu hinzukam. Diese Emporen waren vor allem für die Einwohner:innen von Oberhallau bestimmt. Die Platzfrage brach infolge des Bevölkerungszuwachses immer wieder auf, immer wieder musste Platz gewonnen, erweitert und angebaut werden.
Die Kirchgemeinde Oberhallau
Als sich Oberhallau 1713 von Niederhallau trennte, war die Platzfrage erstmal gelöst. So wurde Oberhallau 1713 eigenständige Kirchgemeinde. Doch es gab einen weiteren Grund, denn der damalige Pfarrer Johann Martin Meyer befand, seine Aufgaben seien zu umfangreich geworden: er habe 3000 Personen zu versorgen, wöchentlich drei Predigten, Kinderlehre, Krankenbesuche... Der Trennung von Ober- und Unterhallau wurde zugestimmt, allerdings musste Unterhallau für die freiwerdenden Plätze in der Bergkirche St. Moritz 500 Gulden Ablöse bezahlen und als weitere Ablösesumme zusätzliche 2000 Gulden; zudem verpflichtete Unterhallau sich an Oberhallau jährliche Leistungen (Naturalgaben) zu der Oberhallauer Pfarrbesoldung beizutragen.
Die Peterskirche
Damit das Oberhallauer Gotteshaus alle Menschen fassen konnte, musste also ein Neubau für die bisherige Peterskapelle folgen. Am 24. April 1750 wurde der Grundstein für den Neubau einer Kirche gelegt, am 5. Dezember des gleichen Jahres fand die Einweihung statt, als Patron wurde wiederum Peter (Petrus) gewählt. Und wie es sich für eine Peterskirche gehört, ist das Tor tatsächlich immer unverschlossen und steht Besuchenden offen.
Der Kirchbau erwies sich in nachfolgenden Jahrzehnten als weise Entscheidung, schliesslich verdoppelte sich die Bevölkerung von 1771 bis 1840 auf 800 Einwohner*innen (die höchste Einwohnerzahl der Geschichte von Oberhallau).
Die Orgel
Die pneumatische Orgel stammt aus dem Jahre 1922. Ursprünglich sollte sie auf der Empore hinten in der Kirche Platz finden. Die jungen Männer wollten jedoch ihre angestammten Kirchenbänke nicht räumen, um unten in der Kirche Platz zu finden. So wurde die Orgel in einen exklusiv für Oberhallau entworfenen Orgelprospekt im Chor integriert, unter Einbezug der alten Spätrenaissance-Kanzel aus Eichenholz, die mitsamt dem Schalldeckel mitten in die Orgelpfeifen hineingebaut wurde. Die Kirchgemeinde empfand die Kanzel zunächst als zu tief angebracht, worauf sie um zwei zusätzliche Stufen erhöht wurde. Die pneumatische Orgel aus dem Jahr 1922 wurde 2022 revidiert.
Das Taufbecken
Vor der Kanzel, in der Mitte des Chores, steht das aus dem Jahr 1663 stammende rechteckige Taufbecken aus Sandstein. Der Originalholzdeckel zeigt im Zentrum eine Rosette. So verbinden sich in der Mittelachse der Kirche die Zeichen jeder christlichen Gemeinschaft: Sakrament, Verkündigung und die im Chorallied antwortende Gemeinde.
Die Kirchenfenster
Die acht Glasfenster stammen aus dem Jahre 1895 und wurden 1998 bei der Renovation ausgebaut, restauriert und isolierverglast. Je zwei einander gegenüberliegende Fenster korrespondieren in ihren Aussagen, z.B.: "Ich bin der Herr, dein Arzt", und als Antwort: "Sei getreu bis in den Tod".
Die Kirchenglocken
Im Glockenturm hängen als Ersatz für die zwei alten Glocken aus dem 17. und 18. Jahrhundert seit 1899 drei Glocken: Grosse Glocke in "as" mit 683kg "Ehre sei Gott in der Höhe"; mittlere Glocke in "ces" mit 305kg "Friede sei mit euch"; kleine Glocke in "es" mit 200kg "Deine Güte Herr sei über uns". Noch bis ins Jubiläumsjahr 2001 lebte im Altersheim Hallau die ehemalige Mesmerin, welche jahrzehntelang mit Hilfe von Schuljungen täglich die Glockenseile zog.
Text: Daniela Scherello
Der Text basiert auf Textauszügen, welche freundlicher Weise von der Gemeinde Oberhallau zur Verfügung gestellt wurden; weitere Passagen sind entnommen bei Robert Pfund: Die Kirchen von Hallau, in: Geschichte von Hallau, hg. v. Gemeinde Hallau, 1991, S. 360-376.