Das Kriegsbeil ist begraben
«Gerechtigkeit soll siegen» - «Hu!» ertönt es zwischen den Tipis im kleinen Indianerdorf. Der Stamm der Schwarzfedern hält gerade eine Gerichtsversammlung ab. Sind die Gefangenen wirklich Banditen? Haben die Indianer genügend Beweise, um sie an den Marterpfahl zu fesseln?
Lisa Näf,
Nachdem hinterhältige Banditen den Stamm der Schwarzfedern überfallen hatten, versammelten sich am letzten Wochenende des Julimondes dreissig Indianer mit ihren fünfzehn Ältesten zum grossen Pow Wow. Der Häuptling erklärte den Anwesenden, welche aus verschiedenen Dörfern des Chläggi zusammengekommen waren, die prekäre Lage und gemeinsam wurde beschlossen, in den Krieg gegen die Banditen zu ziehen.
So machten sich die Schwarzfedern auf die Reise von Schaffhausen ins ferne Solothurner Land, wo sie sich in kleinere Gruppen aufteilten, um die Banditen aufzuspüren. Zwei Tage kämpften sich die tapferen Indianer durch Regen, Matsch und Hagel, bis schlussendlich alle auf dem Lagerplatz ankamen. Auf dem Weg hatten tatsächlich alle Gruppen mindestens einen verdächtigen Siedler festnehmen können.
Gericht und Gründung eines neuen Stamms
Die Indianer richteten sich in ihren Tipis ein und die Stimmung auf dem Lagerplatz war trotz Nässe und Kälte sehr heiter. Am nächsten Tag kamen die Gefangenen vor das Gericht – es wurde beraten und nach Indizien gesucht, um zu entscheiden, ob die Siedler den Marterpfahl verdient hätten. Aufgrund mangelnder Beweise entschied der Indianerrat, die Verdächtigen freizusprechen und ihnen eine Wiedergutmachung anzubieten. Die Siedler forderten, dass die Indianer ihr Kriegsbeil für immer begraben. So wurde abends bei einem grossen Feuer der Stamm der Weissfedern gegründet, der gänzlich auf Frieden setzte.
Herausforderungen
Nach den grossen Feierlichkeiten kam ein für alle ungeplantes Elend: ein Magen-Virus verbreitete sich auf dem Platz. Viele Kinder und auch Leiter wurden krank, was das friedliche Lagerleben stark beeinträchtigte. Doch auch diese Krise wurde ausgehalten und schlussendlich fast ganz überwunden.
Das Indianerleben ging mit Aktivitäten wie Kartenlesen, Schmuck basteln oder Späherposten bauen vergnügt weiter. Wegen der Gefährdung durch einen ehemals befreundeten Indianerstamm musste der junge Stamm fliehen. In der Nacht konnte das Dorf durch clevere und friedliche Manöver wieder erobert werden und somit war die letzte Herausforderung gemeistert. Die Weissfedern feierten ein grosses Siegesfest mit Tanz, Theater und leckerem Essen, bevor es für sie wieder auf die Heimreise ging.
Gerecht?
Anfangs der Woche waren die Indianer überzeugt, gerecht zu handeln, indem sie Krieg führten und Gefangene verurteilten. Wir redeten während des Lagers darüber, wie auch wir in unserem persönlichen Leben oft meinen, gerecht zu sein, obwohl das nicht immer stimmt. Dabei können wir aber sicher sein, dass Gott uns liebt – auch dann, wenn wir im Unrecht sind. Wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir unsere Mitmenschen auch dann lieben, wenn sie falsch handeln. Wer entdeckt hat, welche Liebe Gott zu den Menschen hat, kann sowohl sich selbst als auch andere trotz ihrer Fehlerhaftigkeit annehmen.
Auch wenn in der Woche einiges drunter und drüber lief - dem Fazit eines Leiters konnten alle zustimmen: «Mir sind wie e grossi Familie: hend zäme gesse, zäme glachät und zäme gchotzt».