Anspruch, der erhebt - Bibel einfach erklärt

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Bernadette Peterer (Foto: Bibelkolumne)
Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als dass es der Verstand erfassen könnte. Kommen wir in Kontakt mit Gott, berührt uns sein Wort, kann es Ausdruck finden durch unser Leben.
JEREMIA, KAPITEL 15, VERS 16:
«Fanden sich Worte von dir, so verschlang ich sie; dein Wort wurde mir zum Glück und zur Freude meines Herzens; denn dein Name ist über mir ausgerufen, Herr, Gott der Heerscharen.»

Der Titel, scheint mir, passt gut zum Propheten Jeremja, dessen Name übersetzt wird mit «Gott ist erhaben». Gott ist erhaben und erhebt Anspruch auf Jeremja. Es wird ihm nicht leicht gemacht. Nicht Frieden und Zuwendung Gottes soll er dem Volk verkünden, nein: Unheil muss er androhen, sollten die Menschen nicht umkehren, von ihrem asozialen Tun ablassen und sich Gott wieder zuwenden. Als sei dem nicht genug, muss er Prophetenkollegen zurechtweisen, die das Volk mit heilsamen Prophezeiungen beschwichtigen wollen. Das kommt nicht gut an, er wird abgelehnt, bekämpft und es werden Komplotte gegen ihn geschmiedet, die ihn fast das Leben kosten. Gottes Worte, die er verkünden soll, katapultieren ihn ins Abseits, mit aller Welt liegt er im Streit, Einsamkeit ist sein Los. Und er klagt, schleudert Gott seine Unbill entgegen, entblösst vor Gott seine Seelenwunde. «Fanden sich Worte von dir, so verschlang ich sie» - und weiter könnte Jeremja geklagt haben «nun verschlingen deine Worte mich, werde ich wegen deiner Worte verschlungen».
Doch kann er sich entziehen? Nein. Keine seelische Nahrung ersetzt Gottes Wort. Nichts ist so erhebend, wie mit Gott in Berührung zu kommen. Davon kann Jeremja nicht lassen, auch wenn es bedeutet, dass Gottes Auftrag ihn einsam macht und er vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen ist.
Bis heute gibt und gab es Menschen, die von Gott so ergriffen waren, dass sie sich ihm nicht entziehen konnten, auch in grösster Gefahr nicht. Denken wir an Dietrich Bonhoeffer oder Martin Luther King. Selbst der Tod war nicht stark genug, als dass sie von Gott gelassen hätten.
«Fanden sich Worte von dir, so verschlang ich sie; dein Wort wurde mir zum Glück und zur Freude meines Herzens.»
Vergessen wir die Kraft der Begeisterung für den Glauben nicht. Vergessen wir nicht, wie erhebend es ist, mit Gott in Kontakt zu sein. Es stärkt zum Leben. Zum Leben nach seinem Wort, das auch heute noch oft aneckt. Denn es fordert unbestechlich ein Leben zum Wohl aller. Und das ist nach wie vor ein brisantes Thema.

Bernadette Peterer, Theologin, Kath. Pastoralraum Schaffhausen-Reiat
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