Pfarrkonvent: Allgemeine Geschichte
Aus der Geschichte des Konvents
Inhalt
- Ein Gang durch die Geschichte
- Links zu Bartholomäikonventen und Pfarrkursen
- Historische Regelemte
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- Historische Regelemte
Geschichtlicher Rückblick
aufgrund eines Referates des Historikers Walter Wolf am Pfingstkonvent 2003
Die Anfänge des Konvents gehen auf die Reformation von 1529 zurück. Damals war der Konvent noch eine eher private Zusammenkunft der Pfarrer, in dem persönliche Verhältnisse der Amtsträger und die Aufgaben des Pfarrers in seinem Beruf zur Sprache kamen. Dazu gehörten Fragen um Lohn, Predigt, Liturgie und Kirchengesang, Unterricht, Kirchenvisitation, Seelsorge, aber ab und zu auch Politik.
Demgegenüber war die Synode die offizielle Tagsatzung der Pfarrer – allerdings ohne gesetzgeberische Kompetenzen. Die sog. Synodal-Memorials zuhanden der Gnädigen Herren (der Regierung) hatten nur empfehlenden Charakter. Die Leitung der Kirche lag in der Hand der politischen Behörden – bis 1914 !
Als würdige Versammlung von würdigen Herren war man zur Synode im Frack gekleidet. Beim Konvent dürfte das nicht unbedingt anders gewesen sein.
Protokolle des Konvents existieren seit 1781, zunächst in einem Band mit den Synodal-Protokollen. Ab 1855 liegen die Konventsprotokolle separat vor. Die Jahrgänge 1781-1962 sind im Staatsarchiv aufbewahrt.
Im Mai tagte der Konvent jeweils einen Tag nach der Synode und besprach die Predigt, die an der Synode gehalten worden war. Im November oder Februar bestimmte Konvent den Prediger für nächste Synode. Ausserdem bestimmte er den Referenten für das Grundsatzthema, das – neben der Predigt – an der nächsten Synode behandelt wird. Solche Themen waren z.B.:
„Über das Gefängniswesen und die Sorge für entlassene Strafgefangene“ (1859);
„Was kann zur Weckung des evangelischen. Gemeindebewusstseins in unserer Schaffhauser Kirche getan werden?“(1892)
Die Synodalreferate münden ab 1914 in den Propositionen, Grundsatzreferate, welche Pfarrkollegen aus dem Kanton halten. Ab und zu wurden auch auswärtige Referenten beigezogen. Ab 1970 verschwindet der Begriff „Proposition“ aus den Protokollen, die Vorträge der einheimischen Pfarrschaft werden spärlicher, dafür treten mehr ausserkantonale Fachleute auf. Mit der Eröffnung der Heimstätte Rüdlingen werden auch mehrtägige Pfarrerkurse zur Weiterbildung durchgeführt – anfänglich im Turnus von zwei Jahren, ab 1970 jährlich.
Fast 200 Jahre lang tagte der Konvent im Haus zum Eckstein (späteres Gebäude der Stadtpolizei, Stadthausgasse 10); ab 1837 in der neuen Abtei am Klosterbogen (heute Polizei, beim Münster). Am 2.3.1871 konnte der Konvent nicht in der neuen Abtei tagen, weil sie vorübergehend in ein Lazarett für erkrankte internierte französische Soldaten umgewandelt worden war. 1882 benötigte die Regierung den Conventsaal für die neu errichtete Kantonalbank » (vgl. Protokollauszüge hierzu). Der Konvent war nun in der Kaufleutestube (Vordergasse 58, "Schaffhauser Nachrichten") daheim; ca. 1910 – 1950 in der „Kronenhalle“ (Evang. Vereinshaus und Hospiz der Evang. Gesellschaft). Dieses musste 1952 dem Hotel und Kirchgemeindehaus Kronenhof weichen, in dem der Konvent noch eine Weile Gastrecht genoss (Kirchhofplatz 7). Später traf sich der Konvent im Schützenhaus bei der Steigkirche, aber auch an anderen Orten.
Am Konvent vom 1.6.1950 warf Dekan Hermann Stamm, Schleitheim, einen Blick zurück auf die Zeit, da der Konvent in der Kaufleutestube getagt hat. Er meint: „Seinen einstigen feudalen Rahmen, den der Konvent in der Kaufleut–Stube noch hatte, mit roten Polstermöbeln, sogar eigenem Silbergeschirr, hat er längst verloren“ » (siehe ausführliche Ansprache).
Die Verhandlungen des Konvents lesen sich wie ein Stück Schaffhauser Kirchengeschichte:
Die Anfänge des Konvents gehen auf die Reformation von 1529 zurück. Damals war der Konvent noch eine eher private Zusammenkunft der Pfarrer, in dem persönliche Verhältnisse der Amtsträger und die Aufgaben des Pfarrers in seinem Beruf zur Sprache kamen. Dazu gehörten Fragen um Lohn, Predigt, Liturgie und Kirchengesang, Unterricht, Kirchenvisitation, Seelsorge, aber ab und zu auch Politik.
Demgegenüber war die Synode die offizielle Tagsatzung der Pfarrer – allerdings ohne gesetzgeberische Kompetenzen. Die sog. Synodal-Memorials zuhanden der Gnädigen Herren (der Regierung) hatten nur empfehlenden Charakter. Die Leitung der Kirche lag in der Hand der politischen Behörden – bis 1914 !
Als würdige Versammlung von würdigen Herren war man zur Synode im Frack gekleidet. Beim Konvent dürfte das nicht unbedingt anders gewesen sein.
Protokolle des Konvents existieren seit 1781, zunächst in einem Band mit den Synodal-Protokollen. Ab 1855 liegen die Konventsprotokolle separat vor. Die Jahrgänge 1781-1962 sind im Staatsarchiv aufbewahrt.
Im Mai tagte der Konvent jeweils einen Tag nach der Synode und besprach die Predigt, die an der Synode gehalten worden war. Im November oder Februar bestimmte Konvent den Prediger für nächste Synode. Ausserdem bestimmte er den Referenten für das Grundsatzthema, das – neben der Predigt – an der nächsten Synode behandelt wird. Solche Themen waren z.B.:
„Über das Gefängniswesen und die Sorge für entlassene Strafgefangene“ (1859);
„Was kann zur Weckung des evangelischen. Gemeindebewusstseins in unserer Schaffhauser Kirche getan werden?“(1892)
Die Synodalreferate münden ab 1914 in den Propositionen, Grundsatzreferate, welche Pfarrkollegen aus dem Kanton halten. Ab und zu wurden auch auswärtige Referenten beigezogen. Ab 1970 verschwindet der Begriff „Proposition“ aus den Protokollen, die Vorträge der einheimischen Pfarrschaft werden spärlicher, dafür treten mehr ausserkantonale Fachleute auf. Mit der Eröffnung der Heimstätte Rüdlingen werden auch mehrtägige Pfarrerkurse zur Weiterbildung durchgeführt – anfänglich im Turnus von zwei Jahren, ab 1970 jährlich.
Fast 200 Jahre lang tagte der Konvent im Haus zum Eckstein (späteres Gebäude der Stadtpolizei, Stadthausgasse 10); ab 1837 in der neuen Abtei am Klosterbogen (heute Polizei, beim Münster). Am 2.3.1871 konnte der Konvent nicht in der neuen Abtei tagen, weil sie vorübergehend in ein Lazarett für erkrankte internierte französische Soldaten umgewandelt worden war. 1882 benötigte die Regierung den Conventsaal für die neu errichtete Kantonalbank » (vgl. Protokollauszüge hierzu). Der Konvent war nun in der Kaufleutestube (Vordergasse 58, "Schaffhauser Nachrichten") daheim; ca. 1910 – 1950 in der „Kronenhalle“ (Evang. Vereinshaus und Hospiz der Evang. Gesellschaft). Dieses musste 1952 dem Hotel und Kirchgemeindehaus Kronenhof weichen, in dem der Konvent noch eine Weile Gastrecht genoss (Kirchhofplatz 7). Später traf sich der Konvent im Schützenhaus bei der Steigkirche, aber auch an anderen Orten.
Am Konvent vom 1.6.1950 warf Dekan Hermann Stamm, Schleitheim, einen Blick zurück auf die Zeit, da der Konvent in der Kaufleutestube getagt hat. Er meint: „Seinen einstigen feudalen Rahmen, den der Konvent in der Kaufleut–Stube noch hatte, mit roten Polstermöbeln, sogar eigenem Silbergeschirr, hat er längst verloren“ » (siehe ausführliche Ansprache).
Die Verhandlungen des Konvents lesen sich wie ein Stück Schaffhauser Kirchengeschichte:
1817 | Endzeitpredigten der Baronin von Krüdener und |
1819 | Erweckungsbewegung um Pfr. David Spleiss |
1840 | Diskussionen um das letzte Schaffhauser Gesangbuch |
1848 | diskutiert Konvent mehrmals Neuordnung der Synode: In einer Eingabe an Regierung (Synodalmemorial) schlägt er vor: Umwandlung der Pfarrersynode in eine gemischte Laien-/Pfarrersynode und in eine Abgeordnetenversammlung der Kirchgemeinden. Kirchl. Gesetzgebung soll nicht mehr Sache des Staates, sondern der neuen Synode sein, die Kirche aus der Vormundschaft des Staates befreit werden. Aber Kantonsregierung und Grosser Rat lehnen diese Vorschläge ab. Sind zwar für Demokratie und Selbstbestimmung im politisch–staatlichen., nicht aber im kirchlichen Bereich. Sie sehen Kirche noch immer als einen Verwaltungszweig des Staates an. |
1860 | Schaffhauser Liturgie – erstellt vom Konvent |
1882 | klagt ein Pfarrer: „Unser Einfluss auf das Volksganze ist bedeutend im Abnehmen und wir müssen andere Wege einschlagen, um wieder Einfluss auf das Volk zu gewinnen.“ |
1890 | das sog. achtörtige Gesangbuch |
1910 | Kommission zur schaffhauserischen Kirchenpolitik. » Rundschreiben mit dringender Bitte um Information der Kirchgemeinden über Kirchengut und zukünftige Ordnung |
1915 | wird die Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Schaffhausen erstmals eine eigenständige Körperschaft und bekommt mit der „Kirchenorganisation“ eine eigene Verfassung. Die Synode wird zum Abgeordnetengremium, in dem nur noch wenige Pfarrer sitzen. |
1920 | Am Bartholomäuskonvent referiert Pfr. Jakob Wipf, Buchthalen, über: „Die praktische Ausbildung der jungen Theologen“. Protokoll: „Pfr. (Robert) Rotach (Neunkirch) protestiert dagegen, dass in einer solche wichtigen Angelegenheit kaum 40% aller Pfarrer anwesend sind.“ Tatsächlich sind es etwas mehr als 50% gewesen. |
1927 | Revision der Zürcher Bibel |
1928 | befasst sich der Konvent zum ersten Mal mit der Theologie von Karl Barth. 34 Jahre später führt der Konvent in Basel ein Gespräch mit Karl Barth: Dass der SHer Konvent auswärts ging, ist einmalig in seiner Geschichte. |
1930er | und 1940er Jahre: Allgemeines Deutschschweizerisches Gesangbuch |
1933 | St.–Johann–Pfarrer Ernst „Schnyder erinnert ... an die Anregung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, in Fürbitte ... der Kämpfe der evangelischen Kirche in Deutschland zu gedenken.“ |
1933 | Pfr. Alfred Schmid, Neuhausen „entwirft ein wahrhaft erschreckendes Bild von der Einstellung der heutigen Jugend zum Unterricht und zur Konfirmation“. Auf den Einwand, so schlimm sei es nun auch wieder nicht, entgegnet Schmid, dass er „den Palmsonntag (Konfirmationstag) ersehne, wo er die ganze Rasselbande loslassen kann“. |
1938 | Pfarrer Werner Bieder, Oberhallau, und Münster–Pfarrer Gottfried Keller berichten „über neue Bedrückungen der evangelischen Kirche in Deutschland“. |
1942 | Diskussion über Zugehörigkeit eines Pfarrers zur Nationalen Front |
1948 | werden zwei Pfarrer im Klettgau abgewählt. Um ihre materielle Not zu lindern, beschliesst Konvent am 10.3.1949, eine Hilfskasse einzurichten. |
1964 | Ermöglichung der Ordination von Frauen |
1965/66 | diskutiert der Konvent mehrmals über öffentlich–rechtliche Anerkennung der römisch–kath. Kirche. Regierungsrat Hermann Wanner hält im Konvent einen Vortrag. |
1967 | Änderung der Kirchenordnung, Zulassung der Frauen zum Pfarramt |
1968 | wird Marie–Jo Glardon als erste Frau Pfarrerin der Eglise Française |
1968 | Dekan Willy Meyer: „Die Theologie der Revolution hat auch Merishausen erfasst.“ Die Merishauser Konfirmanden bekommen das Abendmahl schon vor der Konfirmation. Die Revolution breitet sich aus und führt schliesslich zum Kinderabendmahl. |
1969 | Der Dekan war bislang immer ein älterer würdiger Herr. Nun wird erstmals ein junger Kollege zum Dekan gewählt. Es ist dies Walter Eglin, damals erst 37jährig, erst seit 5 Jahren als Pfarrer tätig. |
1990er | Reformiertes Gesangbuch |
1997 | Revision der Zürcher Bibel |
1998 | wird mit Esther Schweizer erstmals eine Frau zur Dekanin gewählt. |
2013 | entscheidet sich der Konvent für ein Co-Dekanat (Ariane Van der Haegen und Joachim Finger) |
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Historische Reglemente
Kirchenordnungen und Konventsordnungen zeigen nicht nur Strukturen, sondern auch die Denkweise und Fragestellungen der Zeit ihrer Abfassungen. Manchmal ist es sehr interessant zu lesen, was die Kirchenmänner (so war es damals) für regelungsbedürftig hielten. Die Botschaft zur Ordnung von 1888 sagt zudem einiges über die vorherigen Zustände.
» Historische Ordnungen finden Sie hier.
Übrigens:
Das erste in Schaffhausen gedruckte Buch war eine Kirchenordnung (1592) ! Ein Exemplar ist im Besitz der » Ministerialbibliothek.
» Historische Ordnungen finden Sie hier.
Übrigens:
Das erste in Schaffhausen gedruckte Buch war eine Kirchenordnung (1592) ! Ein Exemplar ist im Besitz der » Ministerialbibliothek.