Sonntag, 23. März 2025, 14.00 Uhr, im Museum Allerheiligen in Schaffhausen: Lieder, Musik und Theater in Erinnerung an den Reichtum jüdischen Lebens in Gailingen.
Ausgewählte Verse in 5 Szenen mit Gailinger Dialekt, jiddischen und anderen Liedern. Es singen und spielen Clauda Rohrhirs, Jutta Bogen und Marie-Line Meyenhofer.
Eintritt frei, Kollekte.
Ausgewählte Verse in 5 Szenen mit Gailinger Dialekt, jiddischen und anderen Liedern. Es singen und spielen Clauda Rohrhirs, Jutta Bogen und Marie-Line Meyenhofer.
Eintritt frei, Kollekte.
Renate Schlachter,
Gailingen
Fast 300 Jahre lang gab es in Gailingen ein reiches jüdisches Leben. Im Höhepunkt dieser Geschichte stellten die Juden sogar den Bürgermeister.
Synagoge, jüdisches Schulhaus, Krankenhaus, Altersasyl waren Zeugen einer selbstbewussten Gemeinde und des täglichen Zusammenlebens. Mit der Gleichberechtigung gegen Ende des 19.Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner langsam ab. Mit den Nationalsozialisten kam dann der Niedergang und die Zerstörung. Heute erinnern das Museum im ehemaligen Schulhaus, der Synagogenplatz, der jüdische Friedhof und viele andere Orte an die bedeutsame Geschichte.
Berty Friesländer-Bloch 1896-1993
In ihrer Kindheit und Jugend durfte Berty Friesländer-Bloch noch die reiche jüdische Kultur ihres Dorfes erleben. Als Schreiberin von Theaterstücken, Schauspielerin und Musikantin gestaltete sie dieses Leben aktiv mit. Als die Lebensumstände mit den Nationalsozialisten und dem Antisemitismus immer schwieriger wurden, blieb sie ihrer Aufgabe treu und leistete auf diese Weise Widerstand in dunklen Zeiten.
Mit allen verbleibenden Juden wurde sie 1940 deportiert, kam ins Gefangenenlanger, erlebte bittere Zeiten, konnte in die Schweiz fliehen, war auch im Internierungslager Bellevue in Neuhausen und fand schliesslich in St. Gallen eine neue Heimat. Hier hat sie ihre Erinnerungen an Gailingen aufgeschrieben und wurde zu einer wichtigen Zeitzeugin. 1948 schrieb sie 172 Verse über das einstige Leben der jüdischen Gemeinde, die Megille.
Diese ist ein einzigartiges Zeugnis jüdischer Kultur in unserer Nachbarschaft, und ihr grosser Wunsch war es, dass diese Geschichte nicht vergessen geht, und so endet die Megille:
Wenn auch Gailingens Kille (Gemeinde) / Entschwunden und verweht, / Die Erben mögen lesen, / Was hier geschrieben steht. / Ich wollte es festhalten / Aus Heimatlieb und Pflicht, / Die Chronik möge bleiben. / Wir bleiben leider nicht.
Organisiert wird die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Kirchgemeinde St. Johann-Münster und dem Museumsverein Schaffhausen.
Kontakt: Markus Sieber, Säntisstrasse 29, 8200 Schaffhausen, markus.sieber@bluewin.ch