Wappen am Pfarrhaus

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Wappen Pfarrhaus (Foto: Heinz Dutler)
Über der Türe zum Pfarrhaus ist ein farbiges Wappen angebracht. Es stammt vom Erbauer des Pfarrhauses, das im Türsturz auf das Jahr 1778 datiert ist. Bis zur Aufhebung durch die Napoleon Neuordnung 1803 war der Bischof von Konstanz weltlicher Herr ("Fürstbischof") über die ehemaligen Güter des Klosters Reichenau in Schleitheim und liess das reformierte Pfarrhaus bauen - doch nicht ohne sein prunkvolles Wappen über der Türe anzubringen. (Foto anklicken zum Vergrössern)
Der Fürstbischof von Konstanz hiess 1775-1800 Maximilian Christoph von Rodt. Er war zugleich Herr über die Reichenau und Protektor des Hohen Johanniterordens zu Malta. Dies alles wurde in seinem Wappen ausgedrückt, das heute noch in seiner Farbenpracht über der Pfarrhaustüre an der Kirchgasse 4 in Schleitheim zu entdecken ist.

Das Wappen wird umhüllt von einer kronenförmige Mitra (Bischofsmantel) mit links dem bischöflichen Krummstab und rechts dem Schwert, das für die weltliche Macht des Fürstbischofs steht.

Über dem weissroten Hermelinmantel und der grauen Sandsteinkartusche erhebt sich das Malterserkreuz und darauf das ovale Wappenschild mit vier Feldern: Das schmale rote Kreuz im weissen Feld links oben und rechts unten steht für das Bistum Konstanz. rechts oben und links unten die Wappen des Freiherrengeschlechts von Rodt (weiss-rot-weiss und goldenes Rankenmotiv). Im Schildherz in der Mitte findet sich das Wappen des Klosters Reichenau, ebenfalls ein schmales rotes Kreuz im weissen Feld. Darunter das Wappen des Chorherrenstifts Oehningen (zwei Hände, einen doppelbärtigen Schlüssel haltend).

Reformiert im Glauben aber katholisch regiert
Obschon sich Schleitheim der Reformation angeschlossen hatte, blieb die weltliche Herrschaft bei der Reichsabtei Reichenau. Die reformierte Stadt Schaffhausen wollte diese dem Kloster abringen, was ihr schliesslich 1540 teilweise gelang. Das Kloster Reichenau verlor seine Unabhängigkeit an den Fürstbischof von Konstanz und die Stadt Schaffhausen erzwang von den Schleitheimer Bauern mit Waffengewalt den Treueeid. Für die kirchlichen Belange war jedoch weiterhin das Kloster bzw. der Fürstbischof zuständig. Der Rat der Stadt Schaffhausen konnte bloss erwirken, dass er im reformierten Schleitheim ein Vorschlagsrecht erhielt, was die Wahl des reformierten Pfarrers anging. Dieser musste aber vor Amtsantritt jeweils auf die Reichenau reisen und dort vor dem katholischen Abt den reformierten Amtseid ablegen, wonach er die Leute von Schleitheim und Beggingen "mit höchstem ernst und fleiss mit Biblischer udn Evangelischer Schrifft in seinen Predigen und auch anderen Pfarrdiensten zuo gebührlicher und ordentlicher zeitt getrewlich, gerecht und wahrhafft ohne Clag versehen zu wollen". (Chronist Hans Oswald Huber)

Nach der Schilderung von Pio dalla Valle