Pfarrer:in

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Pfarrer:in (Foto: Künstler Keanu Rether, Schaffhausen)
Von Pfarrpersonen zu Gemeindetheolog:innen
Zur Einführung siehe die gesamte Broschüre: » Broschüre «Kirche für morgen»

In Anbetracht des Fachkräftemangels in der Pfarrschaft, der sich zunehmend verschärft, braucht es ein Umdenken bei der Ausgestaltung der Tätigkeitsfelder von Pfarrpersonen, das eine Konzentration auf die grundlegenden theologischen Aufgaben in den Blick nimmt.

Entlastung durch multiprofessionelles Team
Pfarrpersonen werden durch ein Team entlastet und können sich auf ihren Kernauftrag konzentrieren: die verständliche Erschliessung und Deutung der Wirklichkeit des Lebens aus dem Geist des Evangeliums.

Eingebettet in ein multiprofessionelles Team teilen Pfarrpersonen Verantwortung, geben Aufgaben aus dem administrativen Bereich ab, profitieren von den Kompetenzen der anderen Berufsgruppen und erhalten mehr Raum für die Gestaltung ihres originären Aufgabenbereiches.

Die historisch wichtige Repräsentationsfunktion von Pfarrpersonen wird ebenfalls auf die vier weiteren Berufsgruppen weiterverteilt werden und so für Entlastung der Pfarrpersonen sorgen.

Dies gilt allerdings nur soweit, wie es nicht die theologische Repräsentation der Kirchgemeinde betrifft. Die Pfarrperson liesse sich damit auch als «Gemeindetheolog:in mit pfarrdienstlichen Aufgaben» beschreiben, die mit ihrer theologischen Fachkompetenz bei Entscheidungen in der Kirchgemeinde mitwirkt. Wenn das Team aus den Berufsgruppen der Prädikant:innen, Katechet:innen, Sozialdiakon: innen undemeindekoordinator:innen die Pfarrperson entlastet und neue Verantwortungsbereiche übernimmt, so gilt es, diese im Bereich der Theologie so mit Wissen und Kompetenz auszustatten, dass sie ihrem Dienst gerecht werden können.

Pfarrpersonen als theologische Coaches
Den als Volltheolog:innen ausgebildeten Pfarrpersonen kommt somit in unseren Überlegungen die elementare Rolle zu, allgemein Menschen spirituell zu inspirieren und zu fördern und konkret den anderen Berufsgruppen des Teams und den Freiwilligen das für ihre Aufgabe nötige theologische Rüstzeug zu vermitteln. Dies erfolgt in Form von Beratung und Coachings. Dazu werden die Pfarrpersonen durch eine Zusatzausbildung zur Didaktik der relevanten Themenfelder befähigt. In der Ausbildung der Pfarrpersonen ändert sich nichts, ausser dieser Zusatzausbildung zur Beratung der anderen Berufsgruppen mit entsprechenden Verschiebungen innerhalb der Kompetenz-Standards.

Als Ergänzungsaufgaben zur theologischen Begleitung der anderen pastoralen Dienste, der Netzwerkarbeit und der Förderung Freiwilliger werden die Pfarrpersonen mit den Zusatzaufgaben der Gottesdienste (mit Taufe und Abendmahl), der Seelsorge und der Kasualien (Trauung, Abdankung) sowie der Bildung betraut.

Über die innere Haltung der Pfarrperson in ihrer Funktion als theologische Lehrperson sagt Theologe Ralph Kunz*: «Dazu braucht es Autorität, denn Autorität heisst, seine Macht so einzusetzen, dass die anderen gross werden. Davon unterschieden ist eine autoritäre Gesinnung. Wir brauchen Autoritäten und keine Autokraten. Denn das Autoritäre will die anderen klein halten. … Auf den Beruf zielend: Ein starker Pfarrer will, dass die Gemeinde gestärkt und erwachsen wird. Ganz johanneisch: Sie soll wachsen.»

Der Basispfarrdienst führt zu mehr kirchgemeindeübergreifender Zusammenarbeit
Beim «Mischpult», das jede Kirchgemeinde selbst «bedienen» kann, ist kantonalkirchlich vorgegeben, dass jede Kirchgemeinde die Pflicht zu und das Recht auf einen theologischen Sockel in Form eines sog. «Basispfarrdienstes» hat. Dies umfasst ca. 25% Selbstverständlich steht es jeder Kirchgemeinde frei, den Umfang ihrer Pfarrstelle bis zu ihrem möglichen Maximum zu erweitern.

Der kirchgemeindeübergreifenden Arbeit der Pfarrpersonen
kommt somit eine besondere Bedeutung zu. Dies erfordert möglicherweise ein neues Rollenverständnis von den Pfarrpersonen. Sie eröffnet aber vor allem die Möglichkeit, mehr Vielfalt durch den Einblick in die Arbeit unterschiedlicher Kirchgemeinden zu erhalten und als ein Katalysator für die Vernetzung der betreffenden Kirchgemeinden zu fungieren. Möglicherweise können eng zusammenarbeitende Kirchgemeinden wie Pastorationsgemeinschaften auch gemeinsam einen Basispfarrdienst beanspruchen.

Schutz vor «Überdehnung» des Anstellungsgrades
Um Pfarrpersonen vor einer möglichen «Überdehnung» ihres Anstellungsgrades zu schützen, muss trennscharf festgelegt sein, wie und durch wen die pastoralen Arbeiten übernommen werden. Bewährte Instrumente wie kirchenrätliche Gespräche mit Pfarrpersonen, kirchenrätliche Besuche in den Kirchenständen, Supervisions-, Beratungs- und Begleitungsangebote für Pfarrpersonen und Beratungs- und Coaching-Angebote für Kirchgemeinden stehen
unverändert unterstützend zur Verfügung.

Die fünf Berufsgruppen und das «Mischpult»: eine Einführung, siehe: » Broschüre «Kirche für morgen»

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