Sagen und Mythen des Stammertals unter der Lupe

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Sagen und Mythen gehören zu den Landschaften der Region der Ostschweiz und entfalten auch eine spezielle spirituelle Funktion. Der Heimatforscher und Architekt Urs Hähni hat bei einem Begegnungsnachmittag die Evangel.-Reformierte Kirche besucht und davon berichtet.
Mirza Hodel,
Passend zur beginnenden Weihnachtszeit hat Urs Hähni einen Vortrag über regionale Traditionen und Kulte abgehalten. Diese können laut dem Architekten über Jahrhunderte hinweg nachgewiesen werden und sie standen auch immer in Interaktion mit der Kirche.

Dies sei zum Beispiel beim Epiphanienfest der Fall, welches in der evangelischen Kirche am 6. Januar begangen werde. Es gehört zu den ältesten kirchlichen Festen und wird als die Erscheinung des Göttlichen in der menschlichen Person Christi verstanden. Epiphanias ist eng mit dem Licht verbunden, das in die Welt scheint. Ob Fruchtbarkeitsgöttinnen wie die Venus vom Hohen Fels, welche am Südfuss der Schwäbischen Alp entdeckt wurde, der Dreimatronen-Kult der Römer und Kelten, oder der Gestalt der Befana, welche in Italien als gutmütiges Wesen bekannt ist und als "Hexe" durchaus als Frau des Weihnachtsmanns in Frage kommt, weil sie am 6. Januar von ihrem Besen aus auch Geschenke verteilt.

"Die italienische "Befana" stellte eine Parallelgestalt zur Percht oder Frau Holle dar", sagte Hähni. Menschen hätten bereits früh nach spirituellen Kult-Objekten und Symbolen gesucht. Sie wird wie das Epiphanienfest am 6. Januar begangen. "Alte Traditionen wie das Scheibenbrennen oder jene der Befana oder der Percht konnten durch die Einbindung des Pfarrers auf lokaler Ebene oft gerettet und verändert werden", sagte Hähni. Der Nachmittag war angereicht von interessanten Funden, eindrücklichen Landschaftsbildern und allerlei Sagen. So zum Beispiel die Sage vom Schometgretli. Darin wird eine unverheiratete Jungfrau von einem Stammheimer Junggesellen im Stich gelassen, nachdem dieser sie zum ersten Mal betrachtet. "Der Schometgrettli ist so etwas wie ein Genius loci, die Schutzgottheit eines Ortes". Dieser stehe mit der keltischen Alpengöttin Percht in Bezug, welche im Weinland am Berchtoldstag gefeiert werde.

Während dem Nachmittag ertönte aus der Besuchergruppe plötzlich ein Lied, das von einem Anwesenden festlich angestimmt wurde: "La Befana vien di notte con le scarpe tutte rotte, il vestito alla romana, viva, viva viva la Befana!" Dieser bewies mit seinem Gesang, sogleich, das uralte Traditionen es auch in die Alltagskultur der christlichen Kirche geschafft haben. Die Sichtbarkeit von alten Traditionen sei laut Hähni in Beringen anhand der Flurnamen aufzuzeigen, zum Beispiel innerhalb des Naturschutzgebiets Bohnerzgruben Färberwiesli, was an den Gebietsnamen "Tüüfels-Chuchi", "Häxeplatz" oder "Häxeweiher" erkennbar werde.
Begegnungsnachmittag Mythen Stammertal
21.12.2023
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